Neurodermitis mit ABC-Strategie behandeln

Neurodermitis ist mit unangenehmen Juckreiz verbunden – Foto: Astrid Gast - Fotolia
Einer aktuellen Studie zufolge erhalten 47,2 Prozent der Erwachsenen und 39,7 Prozent der Kinder zum Beginn einer Neurodermitis nicht die angemessenene Therapie. Empfehlungen würden nicht berücksichtigt oder wissenschaftlich nicht belegte, komplementärmedizinische Ansätze bevorzugt. Dabei sei die atopische Dermatitis eine chronische Krankheit und müsste daher sorgfältig und leitliniengerecht behandelt werden, betonen die Mediziner.
Die Experten, unter ihnen Prof. Martin Metz vom Institut für Dermatologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin und Prof. Ehrhardt Proksch von der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, schlagen eine Behandlung nach dem ABC-Prinzip vor. A) Zunächst werden Entzündungen und Juckreiz mit entzündungshemmenden Wirkstoffen gelindert. B) Dann wird die Hautbarriere wiederhergestellt. C) Mit einer Basispflege wird die Hautbarriere aufrechterhalten.
Neurodermitis nach ABC-Schema behandeln: Zuerst Juckreiz lindern
Wichtig sei es, zunächst den Juckreiz einzudämmen, was mit Pflege-Cremes allein nicht erreicht werden kann. Nur so lasse sich der Teufelskreis aus Entzündung, Juckreiz und Kratzen unterbrechen. Denn dieser führt zu einer Chronifizierung und einer erhöhten Dichte der freiliegenden Nervenenden.
Die Dermatologen raten zu äußerlich aufgetragenen Kortikosteroiden und Calcineurin-Inhibitoren, einmal täglich. Um die Hautbariere zu reparieren, empfehlen sie dann Creme-Gemische. Nach ersten Untersuchungen hätten sich als Bestandteil bestimmte Lipide, insbesondere Ceramide, als wirksam erwiesen. Klingt die akute Phase ab, werden Kortikosteroide oder Calcineutrin-Inhibitoren zurückgefahren und die Barriere-Reparatur verstärkt.
Neurodermitis: Mit Basis-Pflege Rückfall verhindern
Sind die Symptome verschwunden, folgt zwei Mal täglich eine kontinuierliche Basispflege, um die Hautbarriere aufrecht zu erhalten. Bei Neurodermitis-Patienten ist die Haut auch in nichtbefallenen Bereichen trockener und weist eine geringere Dicke der oberen Hautschicht auf als bei Gesunden. Es sollte also überall gecremt werden. Basis-Cremes machen die Haut weicher, versorgen sie mit mehr Feuchtigkeit und schützen sie vor Feuchtigkeitsverlust. Durch die ABC-Strategie ließen sich Rückfälle vermeiden, meinen die Forscher.
Studien zeigten, dass bei einigen Patienten mit atopischer Dermatitis die mikrobielle Vielfalt der Haut verringert ist. Ein möglicher, neuer Behandlungsansatz wäre daher die äußerliche Therapie mit Präbiotika oder Probiotika, um die Keim-Vielfalt wieder zu erhöhen. Darüber hinaus könnte die Gabe von Probiotika bei Neugeborenen die Entwicklung von Neurodermitis verhindern.
Foto: Miamariam