Neues Transplantationsgesetz: Kolat plant zentrale Organentnahmeklinik in Berlin

Organspende künftig nur noch in der Charité? Dilek Kolat plant eine zentrale Entnahmeklinik für Berlin
Am 1. April ist das neue Transplantationsgesetz in Kraft getreten. Es soll helfen, die Zahl der Organentnahmen zu erhöhen, indem Entnahmekliniken spezielle Transplantationsbeauftragte abstellen müssen, die unter anderem potenzielle Spender identifizieren. Außerdem sieht das Gesetz eine bessere Vergütung für die Organentnahme vor. Ziel ist, die Zahl der Organspenden zu erhöhen und mehr Organtransplantationen zu ermöglichen.
Charité könnte zentrale Entnahmeklinik in Berlin werden
Doch Experten zweifeln, dass das Gesetz seine Wirkung entfaltet. So auch Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD). Gegenüber "rbb24 Recherche" erklärte sie, dass die Abläufe in den Kliniken organisatorisch verbessert werden müssten, um potentielle Organspender besser zu identifizieren. "Die Kliniken sind oft sich selbst überlassen", erklärte sie gegenüber dem rbb. Kolat will deshalb die Kliniken bei der Organentnahme entlasten und plant eine zentrale Entnahmeklinik in Berlin. Diese Aufgabe könnte ihrer Meinung nach die Charité übernehmen. "Viele Krankenhäuser schaffen das im Alltag nicht. Hier braucht man Spezialisten", sagte Kolat.
Über 800 Berliner und Brandenburger auf Warteliste
Aktuell stehen 460 Berliner und 360 Brandenburger auf den Wartelisten für eine Organtransplantation. Dass sie durch das neue Transplantationsgesetz nun schneller ein neues Herz, eine neue Niere oder ein neue Leber bekommen könnten, daran zweifeln die Entnahmekliniken selbst. Das ergab eine Umfrage von "rbb24 Recherche" unter den 85 Entnahmekliniken in Brandenburg und Berlin. Als Begründung wurde angegeben, in den meisten Kliniken seien bereits jetzt Transplantationsbeauftragte zur Identifikation möglicher Spender tätig. Das Gesetz ist also alter Wein in neuen Schläuchen.
Zahl der Organspender 2018 gestiegen
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Organspender in Deutschland schon gestiegen – von 797 in 2017 auf 955 in 2018, so die Deutsche Stiftung Organtransplantation in ihrem aktuellen Jahresbericht. In Brandenburg, das lange als Schlusslicht galt, hat sich die Zahl der Spender je 1 Million Einwohner von 7,2 auf 14,8 mehr als verdoppelt. Berlin verzeichnete demnach einen Anstieg von 9,8 (2017) auf 13, 2 pro 1 Million Einwohner.
Kommt die Widerspruchslösung?
Dennoch mangelt es weiter an Spenderorganen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will den Mangel mit der Einführung einer Widerspruchslösung beheben. Danach soll in Zukunft jede und jeder als Organ- und Gewebespender gelten. Es sei denn, er oder sie hat zu Lebzeiten einen Widerspruch oder einen entsprechend anders lautenden Willen erklärt. Der Wille soll in einem Register hinterlegt werden, das Ärzte dann im Falle des Falles einsehen können. Auch Dilek Kolat ist für die Einführung der Widerspruchslösung. Eine Umfrage zeigte kürzlich jedoch, dass die Mehrheit der Deutschen einen solchen Automatismus ablehnt. Auch in der Sendung "hart aber fair", standen viele Zuschauer der Widerspruchslösung skeptisch gegenüber.
Foto: Charité