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Neues Konzept zur häuslichen Versorgung bei Demenz

Montag, 27. April 2015 – Autor:
Die meisten älteren Menschen wollen so lange wie möglich zu Hause wohnen. Das trifft vor allem auch auf Menschen mit Demenz zu. Ein innovatives Versorgungskonzept soll die häusliche Pflege von Demenzpatienten erleichtern.
Häusliche Pflege bei Demenz

Die häusliche Pflege soll gestärkt werden.

Aktuellen Schätzungen zufolge leben heute rund 1,3 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland. Die meisten von ihnen wünschen sich, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Und das ist auch sinnvoll, denn gerade bei Demenz ist eine vertraute Umgebung wichtig, damit sich die Betroffenen möglichst lange orientieren und geborgen fühlen können. Doch viele Demenzpatienten leben im Pflegeheim, obwohl sie bei besserer Unterstützung noch zu Hause wohnen könnten.

Forscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Greifswald/Rostock prüfen nun in der DelpHi-MV-Studie ein innovatives und deutschlandweit einmaliges Versorgungskonzept für Demenzkranke, das Dementia Care Management. Dabei werden niedergelassene Hausärzte durch speziell qualifizierte Pflegefachkräfte, die sogenannten Dementia Care Manager (DCM), unterstützt. Die DCM besuchen Patienten und deren Angehörige zu Hause und erfassen und verbessern systematisch die persönliche Versorgungssituation.

Häusliche Versorgung: Individueller Versorgungsplan für Demenzpatienten

An der DelpHi-MV-Studie nehmen mehr als 130 Hausärzte und über 630 Patienten teil. Alle Studienteilnehmer werden in jährlichen Abständen befragt, um die Wirksamkeit des im Rahmen der Studie erprobten Dementia Care Managements zu überprüfen. Die bisherigen Ergebnisse der Studie wurden in verschiedenen international anerkannten Fachjournalen publiziert. Die Auswertung der erhobenen Daten zeigt schon jetzt einen deutlichen Handlungsbedarf und auch Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich der Früherkennung von Demenz sowie der bedarfsgerechten Behandlung und Versorgung der betroffenen Patienten.

Mit Hilfe eines eigens entwickelten Computersystems erstellen die Betreuungsmanager für jeden Patienten einen individuell maßgeschneiderten Behandlungs- und Versorgungsplan, der an den behandelnden Hausarzt weitergeleitet wird. Der Hausarzt prüft die Vorschläge und entscheidet, welche Maßnahmen tatsächlich eingeleitet und in Kooperation mit dem Dementia Care Manager umgesetzt werden sollen. Die Betreuer besuchen die Patienten dann mindestens ein halbes Jahr lang regelmäßig zu Hause. Dabei wird der Interventionsplan umgesetzt und es werden individuelle Hilfestellungen im Umgang mit der Erkrankung angeboten.

Schneller zu Lösungen kommen

„Wir möchten die Menschen mit Demenz und ihre Familien möglichst frühzeitig in das regional verfügbare Gesundheitssystems einbinden und so die Lebensqualität der Patienten verbessern und ihre Angehörigen entlasten“, so Professor Wolfgang Hoffmann, Standortsprecher des DZNE Rostock/Greifswald und geschäftsführender Direktor des Instituts für Community Medicine. Der Einsatz der Dementia Care Manager soll dazu beitragen, den individuellen Versorgungsbedarf der Patienten auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psychosozialer und sozialrechtlicher Ebene festzustellen und schneller die notwendigen Lösungen umzusetzen.

Foto: © Peggy Blume - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin

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