Neues Influenza-Virus H18N11: Gefahr für Menschen schwer einschätzbar

Der Influenza-Virustyps H18N11 ist unter Fledermäusen verbreitet. Durch seine enorme Anpassungsfähigkeit könnte es theoretisch auch Menschen infizieren
Fledermäuse sind oftmals Ursprung von Viren, die auch für den Menschen gefährlich werden können. So gelten Fledermäuse als die wahrscheinlichsten Überträger des oft tödlich verlaufenden Ebola-Virus sowie des SARS-Virus.
Nun haben Forscher erstmals das in Fledermäusen vorkommende Influenza-Virus H18N11 genauer untersucht. Dieser Subtyp wurde erstmals im Oktober 2013 wissenschaftlich beschrieben, nachdem er in Peru aus Fruchtfledermäusen isoliert worden war. Bislang gilt als gesichert, dass das Virus nur unter Fledermäusen untereinander übertragen wird, jedenfalls ist noch keine H18N11-Infektion bei einer anderen Spezies nachgewiesen worden.
Aber: Das Influenza-Virus weist offenbar eine hohe Anpassungsfähigkeit auf, wie die Forscher des Universitätsklinikums Freiburg, des Friedrich-Löffler-Instituts sowie der US-amerikanischen Colorado State University und Kansas State University jetzt im Fachmagazin "Nature Microbiology" berichten.
Überraschend anpassungsfähig
„Influenza-Viren besitzen generell eine hohe Mutationsrate“, sagt Studienleiter Prof. Martin Schwemmle vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. „Dennoch waren wir überrascht, in wie kurzer Zeit Viren des Typs H18N11 in Zellkultur genetische Veränderungen entwickeln.“
Besonders interessant ist, dass die Forscher dabei Veränderungen fanden, die die Verbreitung des Virus fördern. Eine Schlüsselrolle spielt demnach, ein Neuraminidase-ähnliches Protein, das die Konzentration des Immunproteins MHC-II an der Zelloberfläche reguliert und so eine effiziente Freisetzung infektiöser Viren aus infizierten Zellen des Wirts ermöglicht.
Übertragung auf Menschen nicht ausgeschlossen
Bedeutet das also, dass das Influenza-Virus H18N11 auch auf andere Tiere und den Menschen überspringen könnte? Virologe Schwemmle hält die Gefahr zwar im Moment für gering, aber eine Übertragung prinzipiell für möglich. „Frettchen haben sich als Tiermodell für die Übertragungswahrscheinlichkeiten anderer Influenza-Viren auf Menschen bewährt. Wenn das auch für unseren Virus-Typ der Fall ist, gibt es unseres Wissens keine Anzeichen für ein relevantes Infektionsrisiko“, sagt Schwemmle. Doch die hohe genetische Anpassungsfähigkeit des Virus mache die Risiko-Einschätzung schwierig. „Eine natürliche Übertragung ist nicht auszuschließen“, so der Freiburger Virologe.
Um das Infektionsrisiko für den Menschen besser abzuschätzen, setzen die Forscher nun ihre Untersuchungen fort. Im Fokus der Folgestudien stehen die exakte Funktionsweise des Neuraminidase-ähnlichen Proteins sowie die Anpassungsfähigkeit des Virustyps H18N11 an weitere Rezeptoren, die einen Eintritt in Wirtszellen ermöglichen könnten.
Originaltitel der Publikation: Bat influenza viruses transmit among bats but are poorly adapted to non-bat species
Foto: pixabay