Neues Gutachten des Sachverständigenrates
„Unsere Analysen zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht ausreichend sind, um einer sich abzeichnenden Unterversorgung in strukturschwachen, ländlichen Regionen entgegenzuwirken“, so der Vorsitzende des Rates Professor Ferdinand Gerlach bei der Übergabe des Gutachtens an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).
Mit Landarztzuschlag und Vernetzung gegen die Demografiefalle
Um der absehbaren gesundheitlichen Unterversorgung in ländlichen Regionen entgegenzuwirken, empfiehlt der Rat ein Bündel weitreichender Maßnahmen. Dazu zählt unter anderem ein 50prozentiger Landarztzuschlag. Auch den Aufkauf von Arztsitzen in überversorgten Ballungsräumen will der Rat zur Pflicht machen.
Die Gesundheitsweisen fordern außerdem Konzepte regional vernetzter Versorgung mit lokalen Gesundheitszentren zur Primärversorgung und pflegerischen Langzeitversorgung. Auch eine neue Aufgabenteilung zwischen den Gesundheitsberufen und verstärkte Anstrengungen zur Überwindung des Fachkräftemangels vor allem in der Pflege betrachten die Experten angesichts des demographischen Wandels als unverzichtbar. Zur Sicherstellung der Notfallversorgung raten sie dazu, die Notaufnahmen der Krankenhäuser, den vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst und den Rettungsdienst enger zusammenzubinden. Solche Konzepte gibt es zum Beispiel in Brandenburg bereits im Rahmen des KV-RegioMed-Maßnahmenbündels.
Bundesgesundheitsminister kündigt neue Reform an
Bundesgesundheitsminister Gröhe wies darauf hin, dass die Versorgung im ländlichen Raum auch für die Große Koalition eine sehr hohe Bedeutung habe. „Wir wollen die Rahmenbedingungen für die medizinische Versorgung gerade in strukturschwachen Regionen weiter verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir in Kürze gesetzliche Maßnahmen auf den Weg bringen“, so Gröhe.
Erste Schritte in diese Richtung hat die schwarz-gelbe Vorgängerregierung mit dem Versorgungstrukturgesetz gemacht. Damit wurde unter anderem die ärztliche Bedarfsplanung geändert. Weit über 2000 neue Niederlassungsmöglichkeiten sind seitdem nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geschaffen worden. „Das ist ein großer Erfolg. Aber eine noch so verbesserte Planung schafft nicht automatisch neue Ärzte und Psychotherapeuten“, so KBV-Vorstand Regina Feldmann in Reaktion auf das Gutachten. Sie wies darauf hin, dass viele Fördermöglichkeiten für strukturschwache Regionen bestehen. Das reiche von finanziellen Zuschlägen über den Betrieb von Eigeneinrichtungen bis zum Angebot von mobilen Versorgungsdiensten. Die Forderung der Sachverständigen nach einem pauschalen Aufkauf von Praxen in überversorgten Regionen lehnt die KBV jedoch entschieden ab. Das werde der Versorgungsrealität nicht gerecht.
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