Neues Bündnis fordert mehr Kontrolle für hochpreisige Zelltherapien

CAR-T-Zelltherapie & Co: Bündnis fordert kontrollierte Einführung in Innovationszentren mit begleitender Qualitätssicherung
Ende letzten Jahres wurde in Europa die CAR-T-Zelltherapie gegen aggressive Formen von Blutkrebs und Lymphdrüsenkrebs zugelassen. Allein die Herstellung des individuellen Arzneimittels kostet 275.000 Euro, hinzukommen die Behandlungskosten. Immer mehr solcher hochpreisiger Arzneimittel drängen auf den Markt. Doch da Therapien neu sind, weiß man wenig über deren Langzeitnutzen.
Angesichts der hohen Preise und der vielen Fragezeichen hinsichtlich Wirkung und Risiken hat der Verband der Ersatzkassen (VdeK) zusammen mit dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) Forderungen aufgestellt, wie eine kontrollierte Einführung in die Regelversorgung aussehen sollte.
Einführung in ausgewählten Zentren gefordert
Kernforderung ist die Erprobung dieser teuren Behandlungsverfahren zunächst in wenigen Innovationszentren. Dies sollten in der Regel Universitätskliniken sein, die nach einheitlich fest definierten Qualitätsstandards arbeiten, schreibt der vdek in einer Mitteilung. Erst wenn das Verfahren evaluiert und der Nutzen nachgewiesen sei, sollte die Behandlungsmethode in der Regelversorgung zugelassen und von den gesetzlichen Krankenkassen regelhaft finanziert werden. Das Bündnis wird auch von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) unterstützt.
„Die Ersatzkassen wollen diesen schwerkranken Versicherten die erhofften Innovationen rasch zugänglich machen, sie wollen aber auch, dass dies kontrolliert passiert. Nutzen und Qualität müssen im Vordergrund stehen, keine Gewinninteressen von Pharmaherstellern“, sagt die Vorstandsvorsitzende des vdek Ulrike Elsner.
Eigenherstellungen als Preisbremse
Um die exorbitante Preisentwicklung bei neuen Medikamenten abzubremsen, will sich das Bündnis nach eigener Aussage zudem dafür einsetzen, dass neue Gen- und Zelltherapieverfahren in Zukunft auch industrieunabhängig in den Innovationszentren möglich sind und auch abgerechnet werden können. „Ziel ist es, dass Zentren rechtssicher und wirtschaftlich tragbar „Eigenherstellung“ betreiben können. Denn wir wollen uns bei diesen Innovationen nicht völlig abhängig von der Industrie machen“, erklärt Ralf Heyder, Generalsekretär des VUD. Mit anderen Worten: Durch die Förderung der Eigenherstellung dieser Arzneimittel will man der Preispolitik der Pharmaindustrie klare Grenzen aufzuzeigen.
Das Wissen über Wirksamkeit der CAR-T-Zelltherapie ist noch begrenzt
Der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft Dr. Johannes Bruns betonte mit Blick auf die CAR-T-Zelltherapie: „Ob sich diese neue Therapie im Versorgungsalltag als effizient und sicher erweist, muss sich erst noch zeigen.“ Entscheidend sei aber, der zeitnahe Zugang zu dieser Therapie für alle Patienten, die davon profitieren könnten.
Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine zelluläre Therapie aus dem Bereich der Immuntherapien. Im ersten Schritt werden dem Patienten T-Lymphozyten – kurz T-Zellen entnommen, die im Labor gentechnisch umprogrammiert und vermehrt werden. Anschließend bekommt der Patient die veränderten Zellen zurück. Eine einmalige Gabe des „Präparats“ ist ausreichend. Dann können die „neuen“ T-Zellen auf die Jagd der Krebszellen gehen. Damit das klappt, wurden sie (im Labor) auf der Oberfläche zusätzlich mit einem sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. CAR ist auf die Erkennung das Oberflächenmerkmals CD19 abgerichtet, das in allen Krebszellen, die von B-Zellen ausgehen, vorkommt. CD19 ist also ein idealer Angriffspunkt, damit das Immunsystem die Krebszellen erst erkennen und dann vernichten kann. Und genau das machen sich die beiden nun zugelassenen CAR-T-Zelltherapien zu Nutze. Die Heilungsraten lagen bei der Akuten lymphatischen Leukämie (ALL) in den zulassungsrelevanten Studien bei knapp 80 Prozent, bei den Lymphomen war die Ansprechrate nicht ganz so groß.
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