Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neues Alzheimer Medikament steht vor klinische Prüfung

Sonntag, 24. September 2017 – Autor:
Alzheimer ist bislang nicht behandelbar. Nun steht ein neues Medikament vor einer Zulassung für die „Klinische Phase-I“. Doch in klinischen Studien sind schon viele Wirkstoffkandidaten gescheitert.
Alzheimer: Ein neuer Wirkstoffkandidat soll Oligomere zerstören und bald in die klinische Phase I gehen

Alzheimer: Ein neuer Wirkstoffkandidat soll Oligomere zerstören und bald in die klinische Phase I gehen

Vor kaum einer anderen Erkrankung sorgen sich die Deutschen so sehr wie vor der Alzheimer-Erkrankung Bislang ist der neurodegenerative Abbau von Gehirnzellen nicht zu stoppen. Einige Medikamente können den Verlauf etwas verlangsamen. Doch nur jeder zweite Patient spricht überhaupt auf diese Mittel an. Darum ist jeder potenzielle Wirkstoffkandidat ein Hoffnungsschimmer. So auch ein neuer Wirkstoff, der am Forschungszentrum Jülich entwickelt wurde und nun von der Ausgründung Priavoid weiter erforscht wird. Das Zentrum teilte mit, der Wirkstoffkandidat PRI-002 zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit habe alle erforderlichen präklinischen Sicherheits- und Toxizitätstests absolviert „und steht nun vor einer Zulassung für die „Klinische Phase-I“. In einer ersten klinischen Studie wird das Medikament an gesunden Freiweilligen getestet, um es auf unerwünschte Nebenwirkungen zu prüfen.

Toxische Oligimere zerstören Gehirnzellen

Alzheimer entsteht, wenn harmlose Proteinmoleküle, sogenannte Monomere, zu schädlichen toxischen Oligomeren verklumpen, die die Verbindungen zwischen Nervenzellen und letztlich auch die Nervenzellen selbst schädigen. Die Monomere werden ständig im Menschen produziert, ohne zur Krankheit zu führen. Die toxischen Oligomere bilden sich selten und zufällig, doch über längere Zeiträume mit immer höherer Wahrscheinlichkeit. Das ist vermutlich der Grund, warum das Alter eines Menschen der größte Risikofaktor für Alzheimer ist.

Der Ansatz von PRI-002 liegt nun darin, dass die toxischen Oligomere durch den Wirkstoffkandidaten eliminiert werden. Die orale Verabreichung von PRI-002 führte bei Mäusen mit alzheimerähnlichen Symptomen zu einer kognitiven Leistungsverbesserung.

Viele Forschungsgruppen sowie die pharmazeutische Industrie versuchen, die Produktion der Monomere zu reduzieren, um die Wahrscheinlichkeit der Oligomer-Bildung präventiv zu verringern. Einige wenige andere Ansätze versuchen ebenfalls, die Oligomere ins Visier zu nehmen, und zwar mit Antikörpern, die zwar an Oligomere binden, diese aber dadurch nicht direkt zerstören, sondern auf Komponenten des Immunsystems hoffen müssen, die die Antikörper-markierten Oligomere möglicherweise abbauen.

Langer Weg bis zur Zulassung

Die Therapie-Strategie von Priavoid ist jedoch eine andere, wie Dieter Willbold, Aufsichtsrat der Priavoid GmbH und Direktor am Institut für Strukturbiochemie, erklärt: „Mit unserem speziell entwickelten Wirkstoffkandidaten zielen wir auf bereits ausgebildete Oligomere. Wir eliminieren sie direkt, ohne dass wir uns auf die Hilfe des Immunsystems verlassen müssen.“ Die positiven Ergebnisse aller bisherigen Studien hätten die Forscher darin bestärkt, den nächsten Schritt in Richtung einer klinischen Studie zu unternehmen.

Bis zur möglichen Zulassung eines Medikaments vergehen im Schnitt sieben Jahre vom Start einer Phase I bis zur Marktzulassung. Außerdem sind schon viel Medikamente an der Schwelle zur klinischen Phase gescheitert. 

Die Alzheimer Erkrankung zählt zu den häufigsten Ursachen einer Demenz. In Deutschland leiden etwa 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer. Durch die Alterung der Bevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren mit einer Verdoppelung dieser Zahl gerechnet.

Foto: © Andrea Danti - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Alzheimer , Arzneimittel

Weitere Nachrichten zum Thema Alzheimer

10.10.2019

Wer Fragen rund um das Thema Alzheimer hat, selbst betroffen ist oder einen erkrankten Angehörigen pflegt, kann sich an das Alzheimer-Telefon wenden. Die Berater unterstützen die Ratsuchenden beim Umgang mit der Erkrankung, konkreten Fragen zur Behandlung und der Suche nach Unterstützungsangeboten.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin