Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neuer Wirkstoff gegen Nikotinsucht könnte Rauchentwöhnung erleichtern

Sonntag, 21. Oktober 2018 – Autor:
Raucher können ein Lied davon singen, wie schwer es ist, von der Zigarette loszukommen. Nun haben Forscher einen Wirkstoff gegen Nikotinsucht entdeckt. In präklinischen Studien funktionierte der neue Ansatz schon, allerdings nur mit ein paar Tricks an nikotinabhängigen Ratten.
Nikotinsucht, Rauchentwöhnung

Ein Enzym soll das Verlangen nach Nikotin ausbremsen. Ob es auch das Verlangen nach Zigaretten stoppt, weiß man noch nicht.

Jedes Kind weiß heutzutage, dass Rauchen schädlich ist. Trotzdem fällt es Rauchern extrem schwer, von der Zigarette loszukommen. Schätzungsweise 75 Prozent aller Entwöhnungsversuche scheitern. Es ist das in Zigaretten enthaltene Nikotin, das abhängig macht. Schließlich werden im Gehirn verschiedene Botenstoffe ausgeschüttet, darunter das „Glückshormon“ Dopamin, das antriebssteigernd wirkt. Rationale Erklärungen haben es schwer, gegen die angenehme psychotrope Wirkung anzukommen.

Nikotin gelangt gar nicht erst ins Gehirn

Vielleicht könnte bald ein neuer Wirkstoff Rauchern die Entwöhnung vom Glimmstengel erleichtern, den Wissenschaftler von Scripps Research in Kalifornien nun an nikotinabhängige Ratten erfolgreich getestet haben. Es handelt sich um ein natürliches Enzym, das Nikotin bereits im Blut abbaut, bevor es ins Gehirn gelangt. Die Forscher modifizierten das Enzym NicA2-J1 so, dass es unter anderem länger im Blut bleibt, und konnten die Tiere damit von ihrer Nikotinsucht entwöhnen. Die Ergebnisse der Studie “An enzymatic approach reverses nicotine dependence, decreases compulsive-like intake, and prevents relapse,” sind am 17. Oktober im Fachmagazin Science Advances erschienen.

Keine Entzugssymptome

„Das ist ein sehr vielversprechender Ansatz, da er die Nikotinabhängigkeit praktisch ohne Entzugssymptome reduzieren kann“, sagt Studienleiter Dr. Olivier George von Scripps Research in La Jolla. Er fügt hinzu: Das Enzym wirkt im Blutkreislauf, nicht im Gehirn, das lässt wenige Nebenwirkungen erwarten.“

In dem Versuch machten die Forscher Ratten zunächst abhängig, setzten sie dann aber auf Entzug, indem sie den Zugang zum „Stoff“ limitierten. Daraufhin kam es bei den Ratten zu Entzugserscheinungen sowie Überkonsum von Nikotin.

Ein Teil der Ratten erhielt anschließend vor jeder weiteren Nikotingabe eine Dosis NicA2-J1. Durch die Behandlung wurde ein Großteil des aufgenommenen Nikotins im Blut wieder abgebaut, wodurch die Entzugserscheinungen weitgehend verschwanden. Das Verlangen nach Nikotin war aber weiterhin da.

Schließlich wurde die Nikotinzufuhr mit einem Stromstoß verknüpft. Erst dadurch ließen sich behandelten Ratten davon abbringen, den Nikotinschalter zu drücken. Unbehandelte Ratten nutzten dagegen den Nikotinschalter trotz dieser Gefahr weiter.

Enzym muss weiter untersucht werden

Die Forscher räumen ein, dass das Enzym weiter untersucht werden muss, sehen aber großes Potenzial. „Wir hoffen, dass wir bald klinische Studien mit NicA2-J1 durchführen können“, erklärt Olivier George.

Demnächst wollen die Sripp-Forscher NicA2-J1 mit Varenicline (Chantix) vergleichen, eine Substanz die Nikotin im Gehirn blockiert und derzeit als wirksamstes Mittel zur Rauchentwöhnung angesehen wird.

Das Problem bei der Rauchentwöhnung ist aber nicht nur die Nikotinsucht. Rauchen ist auch ein orales und haptisches Erlebnis, auf das viele Menschen nicht verzichten wollen oder können. Wissenschaftler unterscheiden deshalb zwischen einer körperlichen und einer psychischen Abhängigkeit. 

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Rauchen , Rauchausstieg

Weitere Nachrichten zum Thema Rauchentwöhnung

15.11.2016

Für Jugendliche ist das Aussehen meist wichtiger als Gesundheitsfragen. Diese Tatsache macht sich die Smokerface-App zunutze und zeigt jungen Leuten, wie sie in der Zukunft aussehen werden, wenn sie nicht aufhören zu rauchen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin