Neuer HIV-Impfstoff ruft starke Immunreaktion hervor

Eine HIV-Impfung könnte Millionen Menschen vor einer Ansteckung schützen. Jetzt läuft eine neue Studie in Südafrika an
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der experimentelle HIV-Impfstoff Ad26.Mos.HIV eine breite Immunantwort bei Rhesusaffen und bei Menschen auslöst. Außerdem wurde der Impfstoffkandidat gut vertragen und verhinderte bei zwei Drittel der Affen sogar eine Infektion mit dem SHIV-Virus, was vergleichbar mit dem HIV-Virus ist. Das berichten Forscher im Fachmagazin „The Lancet“ nach dem erfolgreichen Abschluss zweier Studien.
Dank der positiven Resultate der Approach-Studie der Phase 1/2a mit knapp 400 gesunden Erwachsenen aus Ostafrika, Südafrika, Thailand und den USA darf der sogenannte Mosaikimpfstoff nun in einer klinischen Studie der Phase 2b getestet werden. Rund 2.600 Frauen mit hohem HIV-Risiko in Südafrika werden daran teilnehmen.
Immunantwort ist noch kein Schutz vor HIV
Ad26.Mos.HIV, der unter anderem Antigene der HIV-Proteine HIV Env, Gag und Pol sowie einen Booster enthält, ist erst der vierte experimentelle HIV-Impfstoff, der an Menschen getestet wurde. Ein großer Schritt für die HIV-Forschung also: „Wir haben eine starke Immunantwort gesehen, bei Menschen wie Rhesusaffen“, freut sich Studienleiter Dan Barouch vom Beth Israel Deaconess Medical Center und Professor an der Harvard Medical School. „Das ist ein Meilenstein.“ Allerdings sollten die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden, meint der Virologe. „Eine HIV-spezifische Immunantwort heißt nicht unbedingt, dass Menschen auch vor eine HIV-Infektion geschützt werden.“
Bislang hatte nur ein Impfstoffkandidat überhaupt eine HIV-Infektion bei Menschen verhindern können. Das vor einigen Jahren in der Thai-Studie RV144 getestete Vakzin konnte aber nur 31 Prozent der Studienteilnehmer effektiv schützen - zu wenig, um Marktreife zu erlangen.
Imbokodo liefert erst in ein paar Jahren Ergebnisse
Umso spannender die Ergebnisse der nun anstehende klinischen Studie namens „HVTN705“ bzw. „Imbokodo“. „Diese Studie wird zeigen, ob das Vakzin Menschen vor HIV schützen kann oder nicht“, so Barouch. Die Ergebnisse werden in drei bis vier Jahren erwartet.
Die Suche nach einem HIV-Impfstoff ist extrem schwierig, weil sich das Aids-Virus laufend verändert. Außerdem zirkulieren weltweit unterschiedlichste HIV-Stämme. Eine weitere Herausforderung ist die Immunantwort: In der Thai-Studie waren sechs Monate nach der Impfung immerhin 60 Prozent der Teilnehmer vor einer HIV-Infektion geschützt. Der Impfschutz konnte jedoch nicht aufrechtgehalten werden und sank nach 12 Monaten auf 44 Prozent und nach 18 Monaten schließlich auf 30 Prozent. Darum fließen heute auch Erkenntnisse aus der Immunologie in die Impfstoffentwicklung ein.
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