Neuer Corona-Impfstoff von Novavax: Immunantwort schwächer als bei mRNA-Impfstoffen

Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Novavax wirkt nicht durch darin enthaltene mRNA-Technologie, sondern durch abgetötete Virusbestandteile. Konventionelle Impfstoffe funktionieren so. – Foto: AdobeStock/Wolfilser
Abgetötete Krankheitserreger als Impfstoff nutzen oder Bestandteile davon, die sich nicht mehr vermehren können: Das ist das Prinzip konventioneller Impfstoffe in der Bekämpfung von Viruserkrankungen und es ist seit Jahrzehnten bekannt und erprobt. Im Dezember 2021 hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den ersten Covid-19-Impfstoff dieser Bauart zugelassen: das Präparat „Nuvaxovid“ des US-Herstellers Novavax. Anders als die in der Corona-Pandemie erstmals eingesetzte neue Impfstoffgeneration der mRNA-Impfstoffe enthält das Novavax-Präparat nicht einen genetischen Bauplan, mit dessen Hilfe der Körper Bestandteile des Coronavirus selbst nachbaut, um anschließend dagegen Antikörper zu entwickeln. Es enthält lediglich unschädliche gemachte Originalbestandteile des Coronavirus, die – einmal per Spritze injiziert – im Körper die Immunantwort gegen Covid-19 auslösen sollen.
Novavax-Impfstoff: Nachfrage eher schwach
Der Impfstoff Nuvaxovid galt deshalb als Option für Impfskeptiker, die der mRNA-Technologie misstrauen. Der neue Corona-Impfstoff war der große Hoffnungsträger: Er sollte wieder Schwung in die schwächelnde Impfkampagne bringen. Trotzdem verläuft die Nachfrage bisher offenbar schwach. Dieser Trend könnte sich jetzt noch verstärken, denn: In einer Studie der Universität des Saarlandes zeigt der Novavax-Impfstoff eine schwächere Immunantwort als die beiden mRNA-Impfstoffe der Hersteller Biontech/Pfizer beziehungsweise Moderna.
Protein-Impfstoff: Weniger Antikörper, weniger T-Zellen
In der Studie der Immunologen aus Saarbrücken zeigte sich, dass der Protein-Impfstoff von Novavax zwar zu einer deutlichen Entwicklung von Antikörpern und T-Zellen führt. Im Vergleich zu Biontech- und Moderna-Geimpften war die Menge der Antikörper und T-Zellen jedoch geringer. „Vergleichbar zu den mRNA-Impfstoffen war die Wirkung der Antikörper gegen Virusvarianten eingeschränkt, während die T-Zellen, die wichtig sind, um schwerwiegende Verläufe einer Covid19-Erkrankung zu verhindern, die Virusvarianten gleichermaßen erkannten“, heißt es in einer Mitteilung der Universität des Saarlandes.
Aufgrund der geringen Immunantwort biete eine einmalige Impfung mit Novavax keinen ausreichenden Schutz gegen eine Covid-19-Erkrankung. Hinreichend war dieser nur bei den Versuchspersonen, die sich bereits vor der ersten Impfung mit dem Coronavirus infiziert hatten. „Nach der regulären Zweifach-Impfung bildeten die Probanden eine Antikörpermenge im Blut aus, die etwas geringer war als bei der Vergleichsgruppe, die mRNA-Impfstoffe erhalten hat“, sagt Martina Sester, Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie der Universität des Saarlandes.
„Killerzellen bei allen Probanden kaum nachweisbar“
Deutliche Unterschiede konnte sie hingegen bei den zwei Typen der so genannten T-Zellen sehen. Die T-Helferzellen unterstützen den menschlichen Körper unter anderem dabei, dass Antikörper gebildet werden. Bei der Vernichtung der infizierten Zellen kommen zudem die T-Killerzellen ins Spiel. Diese sind besonders wichtig, um schwerwiegende Verläufe einer Covid-19-Erkrankung zu verhindern.
„Bei den von uns untersuchten Personen mit einer Novavax-Impfung waren die Helferzellen in etwas geringerer Menge vorhanden als bei den Biontech- und Moderna-Geimpften, bei einigen konnten wir sie überhaupt nicht nachweisen“ sagt Martina Sester. Sehr deutlich sei der Unterschied bei den Killerzellen gewesen „Diese waren bei allen Novavax-Versuchspersonen kaum nachweisbar. Das hängt mit dem Wirkprinzip dieses Impfstoffs zusammen, bei dem das Spike-Protein von Sars-CoV-2 die Killerzellen nicht so mobilisieren kann wie die mRNA-Impfstoffe.“
Empfehlungen für Novavax-Geimpfte
Zur Verbesserung der Antikörperfunktion empfiehlt Immunologin Sester allen Personen mit einer zweifachen Novavax-Impfung, sich nach Ablauf von sechs Monaten mit einer dritten Impfung boostern zu lassen. Bei den kleineren Nebenwirkungen rund um die Impfung wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und leichtes Fieber konnten die Wissenschaftler keine Unterschiede zu den mRNA-Impfstoffen feststellen.
Die Saarbrücker Wissenschaftler weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei ihrer Studie um eine Vorab-Veröffentlichung („Preprint“) handelt und eine wissenschaftliche Überprüfung durch unabhängige Experten desselben Fachgebiets („Peer-Review“) noch erfolgen muss.