Neuer Bluttest erleichtert Diagnostik von Schwangerschafts-Bluthockdruck

Schwangerschaft-Bluthochdruck kann jetzt durch einen Bluttest nachgewiesen werden
Der schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck ist die häufigste Ursache dafür, dass Mutter und Kind erkranken oder gar sterben. Unbehandelt kann die sogenannte Präeklampsie zu epileptischen Krämpfen, Schlaganfall, Blutungen und in seltenen Fällen sogar zu tödlichem Organversagen bei Schwangeren führen. Auch die Gesundheit und das Leben des ungeborenen Kindes sind gefährdet. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen und zwischen der frühen und späten Präeklampsie zu unterscheiden. Die frühe Form bis zur 34. Schwangerschaftswoche geht vom der Plazenta aus, die das ungeborene Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Diese „plazentare Präeklampsie“ beeinträchtigt mitunter das Wachstum des Kindes. Und auch die Mutter ist dadurch gefährdet, so dass sich die Geburtshelfer häufig für eine frühzeitige Entbindung entscheiden.
Von der späten Form, der maternalen Präeklampsie, sind häufig übergewichtige Frauen betroffen, die bereits vor der Schwangerschaft einen erhöhten Blutdruck hatten. Der Präeklampsie liegt dann eine allgemeine Entzündungsreaktion im Körper der Mutter zugrunde. „Die zusätzlichen Belastungen durch die Schwangerschaft führen zu einer Entgleisung“, erläutert PD Dr. Ralf Dechend, Oberarzt am Heliosklinikum Berlin und ergänzt, dass die Frauen auch über das Ende der Schwangerschaft hinaus betroffen sind: „Wir wissen heute, dass das Herz-Kreislauf-Risiko noch über Jahrzehnte erhöht ist.“
Plazentare Präeklampsie: Placenta growth factor PlGF gibt Aufschluss
Forscher haben nun entdeckt, dass bei einer plazentaren Präeklampsie der Wachstumsfaktor PlGF – für „placenta growth factor“ – im Blut absinkt. „Wir stellen bei diesen Frauen eine signifikant geringere Konzentration von PlGF fest, und zwar bereits bevor die plazentare Präeklampsie ausgebrochen ist“, sagt Dechend. Bei normal verlaufenden Schwangerschaften steigt dieser Biomarker kontinuierlich bis zur 33. Schwangerschaftswoche an. „Mit der Erhebung des PlGF ist erstmals eine Funktionsprüfung der Plazenta möglich. Dadurch könnten die beiden Formen der Präeklampsie besser voneinander unterschieden werden.“ Denn auch bei der späten Form fällt der Wachstumsfaktor nicht ab.
Biomarker Künftig auch im Urin messbar
Ein Bluttest auf den Wachstumsfaktor PlGF ist bereits im Einsatz. Da PlGF über die Nieren auch in den Urin der Mutter gelangt, könnte ein Urintest im klinischen Alltag das Screening erleichtern. „Eine frühe Diagnose, welche Form der Präeklampsie vorliegt, erlaubt es, die Schwangere und ihr Ungeborenes gezielter zu behandeln“, sagt Professor Martin Hausberg von der Deutsche Hochdruckliga. Auch können Ärzte besser voraussagen, ob längerfristig ein Herz-Kreislauf-Risiko besteht, das mit der maternalen Präeklampsie verbunden ist.“
© WavebreakmediaMicro - Fotolia.com