Neue Wirkweise von Antidepressiva entdeckt

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Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg haben gemeinsam mit internationalen Kollegen einen neuen Mechanismus entdeckt, über den Antidepressiva im Gehirn wirken. Sie docken bei Nervenzellen an einer bislang unbekannten Stelle an und entfalten so ihre stimmungsaufhellende Wirkung.
Sie binden an den Rezeptor des sogenannten Brain derived neurotrophic factor (BDNF), das führt zu einer verbesserten Aktivität in Hirnregionen, die bei depressiven Patienten beeinträchtigt sind.
Suche nach Wirkstoffen, die an BDNF-Rezeptor bindet
Die Erkenntnisse ermöglichen nun die gezielte Suche nach Wirkstoffen, die an den BDNF-Rezeptor binden, heißt es weiter in einer Pressemitteilung. Die Studie erschien im Fachmagazin Cell.
"Mit dem BDNF-Rezeptor als Andockstelle können wir erstmals direkt erklären, wie Antidepressiva wirken und warum es so lange dauert, bis die Wirkung einsetzt", erklärt Prof. Claus Normann, Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.
Wahrnehmung positiver Informationen erleichtert
Die verbesserte Hirnaktivität wurde im Mäuse-Versuch durch unterschiedliche Arten von Antidepressiva wie Selektive-Serontonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Ketamin erzeugt. Sie erleichtert Lernen und Wahrnehmung positiver Informationen.
Bisher ging man davon aus, dass sie über eine Erhöhung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn wirken, es blieb jedoch unklar, wie das genau funktioniert.
Neue Wirkweise von Antidepressiva entdeckt
"Das Gehirn kann durch die Stimulation des BDNF neue, positive Informationen aus der Umwelt oder bei Psychotherapien wieder besser aufnehmen und erholt sich aus seinem depressiven Zustand", sagt Normann. So wird in einen zentralen Lern- und Anpassungsmechanismus eingriffen, der als synaptische Plastizität bezeichnet wird.
Die Forscher entdeckten nicht nur die neue Wirkweise von Antidepressiva, sondern noch einem weiteren wichtigen Faktor: "Interessanterweise benötigt diese Bindungsstelle einen normalen Cholesterinspiegel, um optimal aktiv werden zu können." Wie das Team zeigte, verformen hohe oder zu niedrige Cholesterinspiegel den BDNF-Rezeptor, so dass die Wirkstoffe schlechter binden.