Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neue Therapieoption für Schluckstörungen nach Schlaganfall

Dienstag, 11. September 2018 – Autor:
Schluckstörungen sind eine häufige Komplikation nach einem Schlaganfall. Eine neue Elektrostimulation des Rachens scheint die Beschwerden zu bessern. Neurologen sehen in dem Verfahren namens PES eine echte Therapieoption für schwerst betroffene Patienten.
Schluckstörung nach Schlaganfall

Schluckstörung nach Schlaganfall: Mit einer Neurostimulation des Rachens kann schwer betroffenen Patienten geholfen werden – Foto: ©bilderstoeckchen - stock.adobe.com

Schlaganfälle sind der häufigste Grund für Behinderungen bei Erwachsenen. Eine schwerwiegende Folge sind Schluckstörungen. Die Patienten müssen dann mit Hilfe von Therapeuten das Schlucken wieder mühsam erlernen. Besonders schwierig ist das für Patienten, die aufgrund ihres Schlaganfalls künstlich beatmet werden müssen. Bei etwa jedem sechsten Schlaganfallpatienten muss ein Luftröhrenschnitt durchgeführt werden. Die Entwöhnung von der Trachealkanüle ist jedoch wegen der fortbestehenden Schluckstörungen oft schwierig.

Neurostimulation reaktiviert das Schluckzentrum

Eine Studie hat nun untersucht, ob sich durch die pharyngeale elektrische Stimulation (PES) das Schlucknetzwerk reaktivieren lässt. Bei der PES handelt es sich um Neurostimulationstherapie, bei der die Rachenhinterwand elektrisch stimuliert wird.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die PES die Schluckstörungen verbessern kann. Patienten konnten sehr viel schneller wieder schlucken als diejenigen, die nur eine Scheintherapie erhielten. Deshalb konnte auch die Trachealkanüle bei signifikant mehr Patienten unmittelbar nach der Stimulationstherapie entfernt werden (49 versus 9 Prozent). Darüber hinaus war der Krankenhausaufenthalt der Patienten, die auf die PES-Behandlung ansprachen, durchschnittlich um 22 Tage kürzer als bei Patienten, die kein Therapieansprechen zeigten. „Die PES ist für tracheotomierte Schlaganfallpatienten nicht nur ein Riesengewinn, weil die Trachealkanüle schneller entfernt werden kann und der Krankenhausaufenthalt sich signifikant verkürzt, sondern auch, weil so das Risiko von Folgekomplikationen reduziert wird“, sagt Professor Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Therapie zeigt keine schweren Nebenwirkungen

Überdies zeigte die Studie, dass die Stimulationstherapie keine schwerwiegenden Nebenwirkungen mit sich brachte. Studienleiter Prof. Rainer Dziewas von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster schließt aus den Ergebnissen: „Die PES stellt damit für diese schwerstkranken Patienten eine echte Therapieoption dar.“

Die Ergebnisse der Studie “Pharyngeal electrical stimulation for early decannulation in tracheotomised patients with neurogenic dysphagia after stroke” wurden am 28. August im Fachmagazin Lancet Neurology veröffentlicht.

Therapieablauf

Bei der PES wird eine dünne Sonde über die Nase in die Speiseröhre eingeführt. Diese Sonde ist mit einem Paar Ringelektroden bestückt, über die die Rachenhinterwand elektrisch stimuliert werden kann. Dies geschieht an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils zehn Minuten. Physiologisch wirkt diese Stimulationstherapie, indem sie die sensiblen Leitungsbahnen, die das Schlucken steuern helfen, aktiviert und so das komplex strukturierte Schlucknetzwerk moduliert und neuronale Reorganisation induziert.

Foto: | © bilderstoeckchen - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schlaganfall

Weitere Nachrichten zum Thema Schlaganfall-Rehabilitation

19.10.2019

Nach einem Schlaganfall benötigt ein großer Teil der Patienten Rehabilitationsmaßnahmen. Welche Methode jedoch die größten Erfolge verspricht, ist noch nicht vollständig erklärt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass ein Ausdauertraining nicht immer Vorteile bringt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin