Eine schnelle Diagnose der Neuen Grippe ist umso wichtiger, weil die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 11.06.2009 die so genannte Phase 6 ausgerufen hat. Diese Stufe ist charakterisiert durch fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragungen des neuen Influenzavirus in einer zweiten der insgesamt sechs WHO-Regionen.
In Deutschland wurden bis Mitte Juni 172 Fälle der Neuen Grippe(Influenza A/H1N1) bestätigt. In der Regel sind die Erkrankungen in Deutschland mild verlaufen. Insbesondere durch die präventiven Massnahmen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die das Robert Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit den Ländern erarbeitet hat, konnte eine Ausbreitung eingeschleppter Fälle meist verhindert werden. Dazu gehört vor allem die rechtzeitige Erkennung von Fällen mit nachfolgender Therapie und Isolation.
Neue Tests
Die beiden neuen Tests ein "Hämagglutinations-Hemmtest" und ein "Mikroneutralisationstest" basieren auf dem Nachweis von Antikörpern im Blutserum. Die Antikörper werden im Rahmen der Immunabwehr etwa zwei Wochen nach der Erkrankung gebildet und sind über Monate oder Jahre nachweisbar. Mit den serologischen Tests werden epidemiologische Studien zur Infektionsrate, zum Anteil schwerer Erkrankungen, zur Übertragungsfähigkeit und anderer wichtiger Viruseigenschaften möglich. "Dadurch können wir die mögliche Verbreitung besser abschätzen und Präventionsstrategien gezielt weiterentwickeln", meint Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Das RKI hat bereits mehrere serologische Studien vorbereitet und wird diese nun mit den neuen serologischen Tests beginnen können. Bei Entwicklung und Evaluierung der serologischen Testverfahren konnte unter anderem auf Proben zurückgegriffen werden, die Epidemiologen des Robert Koch-Instituts bei verschiedenen Untersuchungen vor Ort unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Fälle entnommen hatten.
Ergänzende Verfahren bei der Diagnose von Infektionen
Die neuen Tests ergänzen das etablierte PCR-Verfahren zur Diagnose akuter Infektionen. Bei den PCR-Tests (PCR ist die Abkürzung für Polymerasekettenreaktion) werden charakteristische Erbgutabschnitte eines Krankheitserregers nachgewiesen. Ein PCR-Diagnose-System für das H1N1-Virus hatte das NRZ innerhalb weniger Tage nach Auftreten des neuen Erregers aufgebaut und anderen Laboratorien zur Verfügung gestellt.
Das RKI hat zur Qualitätssicherung von H1N1-Erbgutnachweissystemen auch einen Standard hergestellt, ausgehend von Virusisolaten aus dem Nationalen Referenzzentrum und aus dem amerikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC), und in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation. Die Präparation wurde im Rahmen des im RKI koordinierten EU-Diagnose-Netzwerks "ENIVD" erstellt und enthält definierte Mengen von inaktivierten H1N1-Viren. Laboratorien weltweit, die einen Test für den Virus-Nachweis mit PCR aufbauen wollen, können den Standard beim Robert Koch-Institut anfordern. http://www.rki.de/