
Mitte Juli ist eine neue Studie zur Immuntherapie bei metastasiertem Blasenkrebs gestartet – Foto: ©satyrenko - stock.adobe.com
Die Immuntherapie mit Antikörpern gilt derzeit als vielversprechende neue Behandlungsoption. Ob dies auch für metastasierten Blasenkrebs gilt, soll nun eine klinische Studie herausfinden, die vom Universitätsklinikum Jena koordiniert wird. Insgesamt 250 Patienten aus 30 Tumorzentren in Deutschland und Österreich nehmen daran teil. Eingeschlossen werden ab sofort Patienten mit metastasiertem Blasenkrebs - unabhängig davon, ob sie jemals eine Chemotherapie erhalten haben.
Abgestuftes Behandlungskonzept mit zwei Antikörpern
Nach Auskunft von Studienleiter Prof. Marc-Oliver Grimm erhalten die Patienten zunächst viermal im Abstand von je zwei Wochen einen Antikörper per Infusion. Spricht die Therapie nicht an oder führt nur zu einer Stabilisierung der Tumorerkrankung, erhalten sie einen zweiten Antikörper, der über einen anderen Mechanismus die körpereigenen Immunzellen zusätzlich aktiviert. „Mit diesem abgestuften Behandlungskonzept wollen wir einerseits die Wirksamkeit der Immuntherapie erhöhen, andererseits die Nebenwirkungen minimieren“, so Grimm.
Bei der Immuntherapie wird der Tumor nicht direkt behandelt, sondern das Immunsystem der Patienten gegen den Blasentumor und die Metastasen aktiviert. In diesem Fall handelt es sich um einen Checkpoint-Inhibitor, der kürzlich für andere Indikationen zugelassen wurde. Das Medikament hebt die Hemmung des Immunsystems auf, um die Tumorzellen für die körpereigene Abwehr wieder angreifbar zu machen.
Analyse soll Vorhersagen ermöglichen
In der Studie werden auch die Reaktionen des Immunsystems auf die Therapie genau erfasst. „Ziel ist es zu verstehen, welche Patienten besonders von der Immuntherapie profitieren können, und wann mit immunvermittelten Nebenwirkungen zu rechnen ist“, sagt der Immunologe Prof. Schmitz vom Universitätsklinikum Dresden, der diesen Teil der Studie betreut.
Die Jenaer Klinik für Urologie war bereits bei mehreren Studien mit Antikörpern zur Stimulation des Immunsystems bei Nieren-, Blasen- und Prostatakrebs beteiligt. Die bisherigen Ergebnisse waren nach eigener Aussage "vielversprechend, aber noch verbesserungsfähig." Von dem abgestuften Konzept erhoffen sich die Mediziner eine Optimierung der Behandlungsergebnisse bis hin zu einem therapeutischen Durchbruch. Die Studie wird von der AIO-Studien gGmbH finanziert, einer gemeinnützigen Sponsorenorganisation der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft.
Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 5.600 Menschen an den Folgen von Blasenkrebs. Das Risiko zu erkranken, steigt mit steigendem Lebensalter deutlich an. Überwiegend sind Raucher betroffen.
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