Neue S3-Leitlinie für Leberkrebs
Bis vor einiger Zeit galt Leberkrebs (in der Fachsprache als „hepatozelluläres Karzinom“ oder „HCC“ bezeichnet) in Deutschland als eine relativ seltene Tumorerkrankung. Inzwischen nimmt die Häufigkeit hierzulande und in anderen Ländern Europas jedoch deutlich zu. Vor allem ein veränderter Lebensstil führt dazu, dass Leberkrebs immer häufiger vorkommt. So gibt es immer mehr Fälle von alkoholischer Leberzirrhose sowie Fettleberzirrhose, die zu Leberkrebs führen können. Auch die steigenden Zahlen von Jugendlichen mit Übergewicht und eine gehäufte Anzahl von Hepatitis C sorgen für eine steigende Anzahl von Leberkrebs-Fällen.
Neue therapeutische Möglichkeiten haben es nun notwendig gemacht, in einer S3-Leitlinie verlässliche Handlungs- und Therapiemaßnahmen für Leberkrebs festzulegen. Ein großes Problem ist, dass etwa 70 Prozent der Leberzellkarzinome erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt werden, da insbesondere im Anfangsstadium der Erkrankung keine typischen Symptome festzustellen sind. Wird das Karzinom aber erst spät erkannt, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Therapie weniger gut. Die neue Leitlinie widmet sich daher vor allem auch den Risiken und der Vorbeugung von Leberkrebs.
Therapeutische Verfahren bei Leberkrebs
Zudem enthält die neue Anleitung eine Darstellung der verschiedenen Diagnoseverfahren, der operativen und interventionellen Verfahren und der systemischen Therapien. Die neue Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen, die Patienten mit Leberkrebs behandeln, sowie an interessierte Patienten oder Selbsthilfegruppen. Die Erstellung hatte im Jahr 2009 begonnen und wurde federführend durch die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) und die Deutsche Krebsgesellschaft geleitet.
Der Handlungsleitfaden basiert auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und wurde von mehr als 100 Experten aus verschiedenen Disziplinen erstellt. Geleitet wurde der Prozess von Professor Dr. Tim F. Greten, Leiter der Sektion für Gastrointestinale Onkologie am National Cancer Institute in Bethesda, Professor Dr. Nisar P. Malek, Leiter der Abteilung Innere Medizin I am Universitätsklinikum Tübingen, und Dr. Sebastian Schmidt von der Medizinischen Hochschule Hannover. Sie haben die aktuellsten medizinischen Entwicklungen der letzten Jahre rund um das hepatozelluläre Karzinom zusammengetragen, strukturiert und ausgewertet. Administrativ und organisatorisch wurde der Leitlinienprozess von der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt.
Neue Leitlinie für mehr Lebensqualität der Patienten
Die DGVS erhofft sich von dem neuen Maßnahmenkatalog, dass sich die Behandlung und die Lebensqualität von Menschen mit Leberkrebs dadurch verbessern. Sie baut darauf, dass alle Berufsgruppen und Patientenorganisationen, die mit der Betreuung von Patienten mit Leberkrebs befasst sind, die Leitlinie umfassend umsetzen.
Das hepatozelluläre Karzinom ist weltweit die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache. Etwa 7500 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr neu am Leberkrebs, Männer zwei- bis dreimal häufiger als Frauen. Dabei bildet sich bösartiges Gewebe in der Leber. Oft führt Leberkrebs erst nach längerer Zeit zu Beschwerden; dann treten Symptome wie Gelbsucht, Schmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit auf. Die Prognose von Leberkrebs hängt vor allem von der Größe, der Lage und der Anzahl der bösartigen Geschwulste ab.
Heilungschancen bei Leberkrebs
Auch ist für die Heilungschancen entscheidend, ob es sich um einen primären oder sekundären Leberkrebs handelt. Bei sekundärem Leberkrebs ist die Lebenserwartung maßgeblich vom Verlauf der ursächlichen Krebserkrankung abhängig. Liegt ein primärer Leberkrebs vor, der durch eine Operation entfernt werden kann, ist die Lebenserwartung deutlich höher. Bei vielen Betroffenen ist der Leberkrebs bei Diagnosestellung jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass die Heilungschancen nur noch gering sind.
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