
Ergänzen Basismedikamente und Biologika: Zwei neu zugelassene Rheumamedikamente machen Hoffnung
Zwei neue zugelassene Medikamente erweitern das Spektrum der Behandlung der rheumatoiden Arthritis in Europa. Es handelt sich um sogenannte Kinase-Inhibitoren, die auf den Wirkstoffen Tofacitinib und Baricitinib basieren. Damit steht Ärzten und Rheuma-Patienten nun eine neue Wirkstoffklasse zur Verfügung. Dies sei ein großer Erfolg, da nicht jeder Patient auf die zur Verfügung stehenden Mittel anspreche, betont Professor Hanns-Martin Lorenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). „Die neuen Kinase-Inhibitoren sind die neuen Hoffnungsträger in der Rheumatologie – insbesondere für Patienten, bei denen auch die Biologika keine Wirkung zeigten“, erklärt der Rheumatologe. Denn selbst die derzeit viel eingesetzten Biologika schlügen nicht bei jedem Patienten an oder verlören mit der Zeit ihre Wirkung. Ein weiterer Vorteil sei, dass sie im Gegensatz zu Biologika in Tablettenform vom Patienten selbst eingenommen werden könnten.
Neue Medikamente ähnlich sicher wie Biologika
Der Stellenwert der neuen Medikamente ist im Moment jedoch noch schwer abschätzbar. Für Tofacitinib existieren bereits große Datenbanken aus den USA, Schweiz und Russland, wo der Wirkstoff schon länger zugelassen ist. „Dadurch wissen wir zumindest, dass die Therapie ähnlich sicher ist wie die mit Biologika und kaum unvorhergesehene Nebenwirkungen auftreten“, sagt Professor Bernhard Hellmich, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Rheumatologie und Immunologie an der Medius Klinik Kirchheim.
Die neuen Kinase-Inhibitoren hemmen spezielle Enzyme, die sogenannten Janus-Kinasen 1 und 3. Bei Patienten mit rheumatoiden Arthritis sind diese Enzyme überaktiviert, was zu Entzündungen an den Gelenken führt. Durch deren Hemmung wird dieser Prozess gestoppt. „Mit den neuen Wirkstoffen ist es gelungen, Entzündungsprozesse, die die Arthritis hervorrufen, auf zellulärer Ebene zu unterbinden“, erklärt Lorenz. Klinische Studien belegten, dass die Medikamente bislang recht gut vertragen werden.
Alternative zu Cortison
Erhält ein Patient die Diagnose rheumatoide Arthritis, sollte innerhalb der ersten drei Monate eine Therapie beginnen, da den Gelenken ansonsten nachhaltiger Schaden droht. Als Basismedikation wird seit den 1950er Jahren Cortison eingesetzt und meist mit weiteren Medikamenten kombiniert. Schlagen die Basismedikamente nicht an, können Ärzte Biologika verordnen und nun auch die neuen Signaltransduktionsinhibitoren. Letztere sind nach Auskunft der DGRh aktuell die effektivsten Therapien gegen rheumatoide Arthritis.