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Neue Perspektiven für junge Krebspatienten

Donnerstag, 20. November 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Junge Erwachsene mit Krebs brauchen eine spezielle medizinische Behandlung und psychosoziale Versorgung. Eine neue Stiftung will nun Forschung, Therapie und Versorgung von Krebspatienten in jungen Jahren verbessern. Sie fordert mehr Aufmerksamkeit für Spätfolgen der Chemotherapie.
Stiftung kümmert sich um speziellen Bedarf junger Patienten mit Krebs

Junge Krebspatienten brauchen eine besondere Versorgung – Foto: Tom-Hanisch - Fotolia

Rund 15.000 Menschen unter 40 Jahren erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose Krebs. Etwa 80 Prozent von ihnen können geheilt werden. Darauf weist Professor Mathias Freund, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums und Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.) hin. „Auf diese Weise sind in 20 Jahren etwa 250.000 Menschen zu Überlebenden nach Krebs geworden, mit all ihren Problemen“, so Freund. Seine Forderung: „Es muss dringend etwas getan werden.“

Bei jungen Erwachsenen mit schweren Krebserkrankungen werden nach Freunds Angaben sehr eingreifende Therapien durchgeführt. „Dabei ist es tragisch, wenn die Patientinnen und Patienten, die im Aufbruch ins Leben stehen, in ihrer Lebensplanung außerordentlich beeinträchtigt sind und im späteren Leben häufig weniger gute Chancen haben als die altersgleichen Gesunden. Die bestehenden Unterstützungsangebote reichen aus unserer Sicht nicht aus. Hier sind wir einfach verpflichtet, etwas zu tun“, so Freund.

Langzeitfolgen im Fokus

Die neu gegründete Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs will nicht nur die Therapiemöglichkeiten dieser Patienten verbessern, sondern vor allem spezifische Versorgungsstrukturen für sie aufbauen und die Forschung in diesem Problembereich intensivieren. Dazu sollen Projekte starten, die sowohl die medizinische und psychosoziale Versorgung als auch die Nachsorge von jungen Krebspatienten verbessern.

Konkret geplant sind Sprechstunden, die sich speziell mit den Langzeit-Nebenwirkungen von Anti-Tumor-Therapien befassen. Dieses Problemfeld beschäftigt die jungen Krebspatienten stark. Darauf weist Professor Volker Diehl, Gründer der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe und ebenfalls Mitglied des Stiftungskuratoriums hin. So würden etwa die kognitiven Folgen der Chemo-/Radiotherapie, auch „Chemo-Brain“ genannt, gerade für junge Akademiker in der Langzeitperspektive ein mögliches Problem darstellen.

Junge Krebspatienten: Familienplanung trotz Krebs als Thema

Auch auf die Familienplanung hat eine Krebserkrankung im jungen Erwachsenenalter Auswirkungen. Ärzte, die nicht regelmäßig mit jungen Krebspatienten zu tun haben, sind nach Diehls Angaben nicht selten überfordert, wenn sie über dieses Thema mit ihren Patienten sprechen sollen.

Dabei schließen sich Krebserkrankung im jungen Alter und Kinderwunsch heute häufig nicht mehr aus. Darauf weist Dr. Karolin Behringer, Leiterin der Arbeitsgruppe „Survivorship“ in der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (GHSG) hin. „Wir verfügen über eine Reihe von Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit zu erhalten, beispielweise die Kryokonservierung, also das Einfrieren von Eizellen. Entsprechende Informationen sollten ein wesentlicher Inhalt des Arzt-Patienten-Gesprächs sein. Nur dann können fertilitätserhaltende Maßnahmen frühzeitig eingeleitet werden“, so Behringer.

Stiftung will Anlaufstellen schaffen und Betroffene vernetzen

Die neue Stiftung will auch Zuständigkeiten und Anlaufstellen für junge Patienten mit Krebserkrankungen klären. Ein weiteres Ziel ist die Erforschung der spezifischen medizinischen und psychosozialen Probleme von Adoleszenten mit Krebs. Auch in der Aus- und Weiterbildung der Ärzte sollen die jungen Krebspatienten mehr Aufmerksamkeit als bisher erhalten. Geplant sind zudem Internet-Chatrooms für junge Krebspatienten.

Foto: Tom-Hanisch - Fotolia

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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