Neue Methoden zur Früherkennung von Arthrose
Rund sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Kniegelenksarthrose, vier Millionen haben eine Polyarthrose in den Händen. Bei der Arthrose handelt es sich um eine nicht-entzündliche Abnutzung des Gelenkknorpels. Fast alle Menschen zeigen ab dem vierten Lebensjahrzehnt gewisse Abnutzungserscheinungen in ihren Gelenken, doch nicht immer wird dadurch das Wohlbefinden stark beeinträchtigt. Wenn eine schmerzhafte Arthrose festgestellt wird, ist der Verschleiß allerdings meist schon so weit fortgeschritten, dass sich der Krankheitsverlauf nicht mehr aufhalten lässt.
Arthrose rechtzeitig entgegenwirken
Nun haben Forscher neue Verfahren entwickelt, mit denen eine Arthrose bereits im Frühstadium festgestellt werden kann. Denn eine Arthrose kündigt sich auf molekularer Ebene in Form einer abnormalen Knorpelzellorganisation bereits sehr früh an – noch bevor der Patient aufgrund von Schmerzen zum Arzt geht, wie Dr. Ingo Arnold, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und operative Rheumatologie im Rotes Kreuz Krankenhaus in Bremen, erläutert. Diese beschädigten Areale, die in einer Röntgenaufnahme als gesund eingestuft werden, kann die Nah-Infrarot-Spektroskopie (Near Infra Red/NIR) als Prä-Arthrose entlarven. „Zu diesem frühen Zeitpunkt können wir noch verhindern, dass es überhaupt zu einem Gelenkverschleiß kommt“, so Arnold.
Eine weitere neue Methode ist eine spezielle Form der Magnetresonanztomografie (MRT), mit der Rheumatologen die biochemische Zusammensetzung des Knorpels untersuchen. Der Knorpel zeigt im frühen Arthrose-Stadium typische Veränderungen, die den Abbau ankündigen. So kommt es unter anderem zum Verlust von sogenannten Glykosaminoglykanen (GAG). Seit mehreren Jahren steht eine MRT-Technik zur Verfügung, die anhand des GAG-Gehalts eine Prä-Arthrose erkennt, die dGEMRIC (delayed gadolinium-enhanced MRI of cartilage). Derzeit ist die dGEMRIC-Technik noch sehr teuer und wird noch nicht im Routinebetrieb angewendet. „Wir gehen aber davon aus, dass diese neuen Verfahren den Patienten schon in zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen könnten“, schätzt Arnold. Wie die neuen Methoden helfen können, die Ursache unklarer Knie- und Rückenschmerzen zu finden, berichten Experten im Vorfeld des 43. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Arthrose ist nicht heilbar, aber behandelbar
Zentrale Arthrosebeschwerden sind Gelenkschmerzen und die zunehmende Schwierigkeit, das betroffene Gelenk zu bewegen. Obwohl die Arthrose zunächst nicht entzündlich ist, können im Verlauf der Erkrankung Entzündungsprozesse hinzukommen, die den Schmerz noch verstärken. Eine bereits bestehende Arthrose ist nicht heilbar, allerdings lassen sich die Symptome lindern. Eckpfeiler der Arthrose-Therapie sind Entlastung (beispielsweise durch Gewichtsreduktion), Bewegung, Physiotherapie und Medikamente. Zu letzteren gehören vor allem nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) und COX-2-Hemmer. Auch Kortisonpräparate oder Hyaluronsäure, die direkt ins Gelenk gespritzt wird, können zum Einsatz kommen. In schweren Fällen kann eine Operation sinnvoll sein.
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