Cannabiszubereitungen werden seit Tausenden von Jahren zur Therapie von Schmerzen eingesetzt. Vor allem in der Behandlung von schmerzhaften Spastiken bei Multipler Sklerose, aber auch bei anderen Schmerzzuständen wie beispielsweise bei Rheuma und Krebs sowie bei Schlafstörungen werden der Pflanze positive Wirkungen nachgesagt. Britische Forscher haben nun in einer Metaanalyse die Ergebnisse bisheriger Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit von Cannabis bei bestimmten Erkrankungen überprüft und zusammengefasst. Für die Studie, die im Fachblatt JAMA erschienenen ist, werteten sie die Daten aus 79 randomisierten, kontrollierten Studien mit insgesamt 6462 Teilnehmern aus.
Schmerzen verbesserten sich unter Cannabis
Die Forscher konnten zeigen, dass sich chronische Schmerzen unter der Therapie mit Cannabinoiden insgesamt um 37 Prozent verbesserten. Für die Wirksamkeit von Cannabis bei Schlafstörungen gegenüber der Vergleichssubstanz Amitriptylin fand sich hingegen nur eine geringe Evidenz. Von einer Therapie mit dem Cannabis-Medikament Nabiximols profitierten hinsichtlich ihrer Schlaflosigkeit offenbar besonders Patienten mit chronischen Schmerzen und MS-Symptomen.
Für das Tourette-Syndrom konnten nur zwei kleine Studien Hinweise liefern, dass THC zu einer Verbesserung der Tics beitragen könnte. Als „sehr gering“ bezeichnen die Studienautoren die Beweislage für den Nutzen von Cannabis bei Angststörungen. Für ADHS, das vielfach als Indikation für Medizinalhanf gilt, konnte die Metaanalyse keine Daten liefern.
In den untersuchten Studien wurden als Nebenwirkungen vor allem Orientierungsstörungen, Schwindel und Benommenheit, aber auch euphorische Zustände, manchmal auch Halluzinationen und Paranoia gefunden. Zudem traten häufig Mundtrockenheit und Übelkeit auf. Allerdings ist das Auftreten von Nebenwirkungen bei Cannabis vor allem von der Menge und der Art der Anwendung abhängig.
Legalisierung von Cannabis umstritten
Ab 2016 soll nach dem Willen der Bundesregierung die Freigabe von Cannabis auf Rezept für chronisch Kranke erleichtert werden. Bisher ist dies nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich. Zurzeit beziehen rund 450 Personen in Deutschland auf Empfehlung ihres Arztes Medizinalhanf. Die Grünen gehen in ihren Forderungen weiter. Sie streben die Legalisierung des Besitzes von Cannabis bis zu 30 Gramm sowie des Anbaus und Verkaufs unter bestimmten Bedingungen an.
Legalisierungsgegner warnen hingegen vor der Suchtgefahr. Vor allem junge Menschen, deren Hirnentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, können durch Cannabiskonsum gefährdet sein. Wird Cannabis therapeutisch in retardierter Form eingesetzt, ist die Suchtgefahr jedoch gering, so Professor Michael Schäfer, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. Und der medizinische Einsatz von Cannabis betrifft nach Schäfer meist keine Jugendlichen: „Das Gros der Patienten ist im deutlich fortgeschrittenen Alter.“
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