Neue Initiative „Ich beim Arzt“ gestartet
Das Gespräch zwischen Patient und Arzt ist ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Behandlung. Untersuchungen zeigen jedoch, dass es mit der Kommunikation oft gar nicht so gut klappt. Ärzte sprechen im Fachjargon und haben ohnehin nur wenig Zeit: Laut Arztreport der Barmer GEK hat ein Arzt in Deutschland im Schnitt 10.735 Patientenkontakte. Daraus ergeben sich pro Tag 45 Patienten – also acht Minuten pro Patient. Die mangelhafte Kommunikation erschüttert nicht nur das Vertrauen zwischen Arzt und Patient, sondern erhöht auch das Risiko von Fehldiagnosen und Falschbehandlungen.
Doch Patienten können einiges dafür tun, damit das Gespräch auf Augenhöhe verläuft. Schließlich gehören zu einem Gespräch immer zwei. Tipps für ein gelungenes Gespräch mit dem Arzt hat gerade die Initiative „Ich beim Arzt“ entwickelt, die vom Pharmakonzern Pfizer gemeinsam mit Patientenorganisationen und weiteren Partnern getragen wird. Am Freitag wurde die neue Initiative samt ihres online-Portals in Berlin vorgestellt.
Praktische Tipps für ein gutes Gespräch beim Arzt: Nachfragen und Notizen machen
„Wir möchten einen Beitrag leisten, Hürden der Kommunikation zu überwinden und haben deshalb gemeinsam mit Patientenvertretern fünf einfache Tipps für ein gutes Gespräch mit dem Arzt entwickelt“, erläuterte Claudia Claußen, Kommunikationsexpertin von Pfizer beim 18. Patienten-Dialog in Berlin. In die Tipps seien auch Befragungen von Patienten nach ihren Erwartungen und Bedürfnissen eingeflossen.
An erster Stelle der fünf Tipps steht eine gute Vorbereitung: So sollten sich Patienten vor dem Gespräch alle Fragen auf einem Merkzettel notieren und auch dem Arzt den konkreten Grund ihres Besuchs schildern können, rät die Initiative. Weiter sollten Patienten sofort nachfragen und nicht lockerlassen bis wirklich alles verstanden ist. Claußen: „Wir möchten Patienten ermuntern, selbstbewusst in das Gespräch mit dem Arzt zu gehen. Niemand sollte sich davor scheuen Fragen zu stellen oder sich zu einer Behandlung hinreißen lassen, wenn er noch unsicher ist.“ Außerdem raten die Experten dazu, sich eigene Notizen während des Gesprächs zu machen und um schriftliche Informationen zu bitten. „Patienten sind oft mit der Fülle an Informationen überfordert“, sagte Doris Schmitt, Kommunikationstrainerin und Vorstansvorsitzende der Stiftung PATH. Eigene Notizen oder die Begleitung durch einen Angehörigen könnten da extrem hilfreich sein. Die Tipps sind jetzt online unter www.ichbeimarzt.de zu finden. Dort ist auch ein Merkzettel downloadbar und ein kurzer amüsanter, aber lehrreicher Film, wie die Kommunikation mit dem Arzt besser gelingen kann.
Ich beim Arzt
Zu den Initiatoren von "Ich beim Arzt" gehören Pfizer, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), die Deutsche Schmerzliga, die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew, die Stiftung PATH (Patients‘ Tumor Bank of Hope) und das Patientencoaching cg empowerment. Unterstützt wird das Projekt auch vom BWL-Lehrstuhl für Marketing der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband.
Beipackzettel - auch so ein Kommunikationsproblem
Unabhängig von der Initiative „Ich beim Arzt“ ging es beim 18. Patientendialog noch um ein weiteres wichtiges Thema: Die Verständlichkeit von Beipackzetteln. Bei Pfizer hat man hierzu sogar eine eigene Arbeitsgemeinschaft gegründet. Das Ziel der AG Beipackzettel: Die Gebrauchsinformationen verständlicher zu machen.
„Die Patienten fühlen sich nicht so gut informiert, wie wir es gerne hätten“, sagte Dr. Andreas Loh, Kommunikationsexperte von Pfizer. Informationen seien unverständlich oder schlecht auffindbar und die vielen aufgeführten Nebenwirkungen verunsicherten die Patienten. In Untersuchungen hatten Kommunikationsexperten herausgefunden, dass nach dem Durchlesen sechs von zehn Patienten den Nutzen des Medikamentes nicht verstanden hatten und sich ebenso viele nicht gut auf die Behandlung vorbereitet fühlten.
Doch einen Beipackzettel kann selbst ein Pharmakonzern wie Pfizer nicht mal ebenso ändern. Man habe die Bedenken zwar schon bei der Deutschen Arzneimittelkommission der Ärzteschaft vorgetragen und auch Gehör im Bundesgesundheitsministerium gefunden, hieß es in Berlin. Da Gebrauchsinformationen aber europäischen Regularien unterliegen, muss wiederum das Gesundheitsministerium in Brüssel vorsprechen und bis sich dort etwa bewegt, kann es bekanntlich etwas dauern. Andreas Loh: „Da ist noch ein dickes Brett zu bohren.“
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