
Aus harmlosen Muttermalen kann sich schwarzer Hautkrebs entwickeln – Foto: Dan Race - Fotolia
Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 20.000 Menschen an einem malignen Melanom. Der schwarze Hautkrebs ist sehr aggressiv und kann bereits im Frühstadium Metastasen bilden. Neue Therapie-Ansätze wie die Immuntherapie vergrößern die Überlebenschancen der Patienten: So verstärken Checkpoint-Inhibitoren die Immunantwort und potenzieren die Abwehrmechanismen des Körpers gegen die Krebszellen.
Doch die Checkpoint-Blockade-Immuntherapie hat sehr starke Nebenwirkungen, heißt es weiter in einer Mitteilung der FAU. Die Erlanger Wissenschaftler testeten daher seit 2002 in einer klinischen Studie einen Impfstoff auf der Basis dendritischer Zellen. Die Untersuchung erschien jetzt im Fachmagazin Journal of Clinical Investigation.
T-Zellen schwärmen aus und bekämpfen den Tumor
„Dendritische Zellen steuern die Immunantwort im Körper und aktivieren T-Lymphozyten, die zum Beispiel eingedrungene Mikroben, aber auch Tumorzellen bekämpfen“, erklärt Prof. Gerold Schuler, Direktor der Hautklinik und Studienleiter. Dafür platzieren sie Erkennungsfragmente der von Tumorzellen auf ihrer Oberfläche. Diese Antigene werden von den Rezeptoren der T-Killerzellen erkannt. Die aktivierten T-Killerzellen vermehren sich, schwärmen über das Blut aus und suchen sich ihr Ziel, also durch bösartige Veränderung geschädigte Zellen.
Das Team um PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner, Leiterin Experimentelle Immuntherapie an der Erlanger Hautklinik, hat aus dem Blut von Melanom-Patienten vorgereifte und mit zehn tumorspezifischen Antigenen beladene dendritische Zellen gezüchtet, um die Zahl und Wirkung der den Tumor erkennenden T-Zellen im Patienten zu steigern.
Vorteil der neuen Immuntherapie gegen schwarzen Hautkrebs
Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden die Patienten zehn Mal mit diesem Medikament geimpft, bei Erfolg wurde die Impfung in halbjährlichen Abständen fortgeführt. Die Ergebnisse stimmen die Mediziner optimistisch: Von den 53 geimpften Patienten mit metastasierenden Melanomen lebten zwölf Jahre später immerhin noch 19 Prozent. Die Überlebensrate von rund einem Fünftel entspricht der einer Therapie mit dem seit 2011 zugelassenen Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab. Vorteil der neuen Immuntherapie gegen schwarzen Hautkrebs: Die in Erlangen behandelten Personen zeigten deutlich geringere Nebenwirkungen, die sich überwiegend auf Haut-Reaktionen beschränkten.
Mittlerweile haben die Forscher das Verfahren noch weiter verfeinert: Sie verwenden RNA aus den jeweiligen Tumorzellen des Patienten als Antigenquelle, wodurch eine hundertprozentig personalisierte Impfstoffe zum Einsatz kommt. „Dieser Ansatz wird von uns momentan in einer Studie getestet, an der neun Universitätskliniken in Deutschland beteiligt sind“, sagt Gerold Schuler. „200 Patienten mit einem Aderhautmelanom sollen im Rahmen dieser aufwändigen, von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Studie betreut werden.“
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