An der Alzheimer-Erkrankung sind vor allem zwei verschiedene Eiweißablagerungen im Gehirn beteiligt. „Amyloid-beta-Plaques“ und „Tau-Neurofibrillen“. Bis heute sind sich Forscher uneins, welches der Proteine eine größere Rolle bei der Entstehung der neurodegenerativen Erkrankung spielt.
Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) haben sich in einer jüngsten Arbeit auf die Tau-Neurofibrillen konzentriert. Deren Anhäufung im Gehirn spiegelt nämlich recht genau den Krankheitsverlauf wider: Tau-Neurofibrillen treten zuerst in den Gedächtniszentren des Gehirns auf und erscheinen dann im weiteren Krankheitsverlauf auch in anderen Arealen. Es wird vermutet, dass Tau-Proteine oder deren Aggregate entlang von Nervenbahnen wandern und so dazu beitragen, dass sich die Erkrankung im Gehirn ausbreitet.
Tau-Proteine sind eine Ursache für Alzheimer
Verläuft dieser Prozess im Alter schneller und ist das der Grund, warum ältere Menschen anfälliger für Alzheimer sind? Diese Frage hat sich ein Team um Susanne Wegmann vom DZNE in Berlin gestellt. .Die Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich im Fachjournal „Science Advances“ publiziert.
Mit Hilfe eines maßgeschneiderten Virus - einer sogenannten „Genfähre“ - schleusten die Wissenschaftler den Bauplan des menschlichen Tau-Proteins in die Gehirne von Mäusen ein. Einzelne Zellen begannen daraufhin mit der Herstellung des Proteins. Drei Monate später untersuchten die Forscher, wie weit sich das Tau-Protein von der Produktionsstätte entfernt hatte. „Die menschlichen Tau-Proteine verbreiteten sich bei älteren Mäusen etwa doppelt so schnell wie bei jüngeren“, fasst Wegmann die Ergebnisse zusammen.
Auch gesunde Tau-Proteine können gefährlich werden
Die Versuche, die übrigens an der Harvard Medical School durchgeführt wurde, lassen noch weitere Schlüsse hinsichtlich der Ausbreitung der Tau-Proteine zu.
Zunächst einmal kommt dieses Protein in seiner gesunden, löslichen Form in allen Nervenzellen im Gehirn vor. Bei Alzheimer kann es sich jedoch krankhaft verändern und zu sogenannten Fibrillen verklumpen – die gefürchteten Tau-Fibrillen.
Lange Zeit dachte man, dass in erster Linie krankhaftes Tau-Protein von einer Nervenzelle zur nächsten weitergegeben wird. Dem ist aber offenbar nicht so. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch die gesunde Form des Proteins im Gehirn weitergetragen wird und dass dieser Prozess im Alter zunimmt“, sagt Alzheimerforscherin Wegmann. „Zellen können auch dadurch geschädigt werden, dass sie sehr viel gesundes Tau-Protein erhalten und anreichern.“
Ob bei älteren Menschen Menschen zu viel Tau-Protein produziert oder zu wenig fehlerhaftes Protein abgebaut wird, wollen die Forscher in kommenden Studien untersuchen. Die Ursachen von Alzheimer besser zu verstehen, ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung neuer Therapien.
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