Die Neue Grippe - bislang als Schweinegrippe bezeichnet - war vorletzte Wochen in Mexiko ausgebrochen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde das neue Virus A/H1N1 bislang in mindestens 17 Ländern weltweit bei Menschen nachgewiesen. Nach Einschätzung des US-Seuchenkontrollzentrums CDC sei das neue Grippevirus aber weniger gefährlich als der Erreger der verheerenden Spanischen Grippe von 1918.
In Deutschland wurden bis Samstag sechs Erkrankungsfälle durch das Nationale Referenzzentrum für Influenza des Robert Koch-Instituts bestätigt. Alle in Deutschland aufgetretenen Fälle verliefen aber bisher milde. "Wir müssen besorgt sein, die Gefahr einer Pandemie ist da", sagte Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). Hacker rechnet damit, dass weiterhin mit Übertragungen auf Menschen gerechnet werden muss, die nicht in Mexiko waren.
"Auf eine solche Situation hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren vorbereitet", erklärte Jörg Hacker. Das Robert Koch-Institut hat den gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen Pandemieplan Anfang 2005 und eine aktualisierte Fassung 2007 veröffentlicht. Der Pandemieplan enthält Massnahmen, Aufgaben und Handlungsempfehlungen und erläutert die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Pandemieplanung. Zusammen mit dem Bundesministerium für Gesundheit und den Ländern hat das RKI die bestehenden Empfehlungen zum Vorgehen in solchen Situationen an die aktuelle Situation angepasst und den Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und Ärzten zur Verfügung gestellt.
Auch Berlin muss mit Erkrankungsfällen rechnen. Wir sind aufmerksam, aber nicht verängstigt", sagte Dr. Frank Bergmann, infektiologischer Oberarzt an der Charité. "Die Rettungsstellen der Charité sind in Alarmbereitschaft:" Patienten, die sich mit grippeähnlichen Symptomen dort melden und sich in einem betroffenen Gebiet aufgehalten haben, werden in einem isolierten Behandlungsraum ambulant betreut. Sie erhalten in der Rettungsstelle umgehend einen Schnelltest. "Das Ergebnis liegt binnen fünf Minuten vor", erklärte Bergmann.
Nach Angaben des RKI bewirkt die Schweinegrippe ähnliche Symptome wie eine normale Grippe vor allem plötzliches Fieber, Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen. Generell empfohlene persönliche Hygienemassnahmen wie Händewaschen oder Husten in den Ärmel sollten jetzt besonders beachtet werden, insbesondere bei Kontakt zu Reiserückkehrern aus betroffenen Regionen.
Antivirale Mittel
Nach derzeitigem Wissensstand bieten die Wirkstoffe Oseltamivir (Handelsname Tamiflu) und Zanamivir (Handelsname Relenza) Schutz gegen das Schweinegrippen-Virus. Diese Wirkstoffe behindern unspezifisch die Vermehrung von Influenza-A- und Influenza-B-Viren im Körper. RKI-Chef Hacker riet aber eindringlich von einer Selbstbehandlung bei Verdacht auf den neuen Grippeerreger ab.
Impfung
Es ist bislang nicht bekannt, ob der saisonale H1N1-Impfstoff gegen dieses Virus schützt, das wird derzeit geprüft. Derzeit arbeiten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Labors in Grossbritannien, Kanada und den USA an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Schweinegrippe. Nach Einschätzung von Experten dürfte es aber einige Monate dauern, bis ein handelsüblicher Impfstoff zur Verfügung steht.
Erreger
Die wandelbaren Influenzaviren aus Schwein, Vogel und Mensch haben ihr Erbgut vermischt. Herausgekommen ist ein völlig neuer Erreger. Es handelt sich um ein Influenza-A-Virus mit der Bezeichnung A/H1N1, das sich von Mensch zu Mensch übertragen kann. Ein H1N1-Virus war auch der Auslöser der Spanischen Grippe, die zwischen 1918 und 1920 weltweit mindestens 25 Millionen Menschen getötet hat.
Schweinegrippe oder Neue Grippe?
Das Schweinegrippe-Virus ist längst ein Menschenvirus. Viele Wissenschaftler sagen, der Name "Schweinegrippe" sei irreführend, da sich die meisten infizierten Patienten, nicht bei Schweinen infiziert haben. Die EU und die Bundesregierung bezeichnen die neue Krankheit fortan als "Neu Grippe" ("Novel Flu").
Ausführliche Informationen zur Schweinegrippe und zu persönlichen Schutzmassnahmen bei Virusinfektionen sind abrufbar unterwww.rki.dewww.wir-gegen-viren.de