Neue genetische Risikofaktoren für Migräne entdeckt
Dass bei der Entwicklung einer Migräneerkrankung genetische Faktoren eine Rolle spielen, weiß man schon lange. Um das Verständnis für Migräne zu verbessern und neue Therapieoptionen zu entwickeln, forschen Wissenschaftler immer weiter nach genetischen Markern. Nun ist es einem internationalen Forscherteam gelungen, rund 30 neue genetische Risikofaktoren zu identifizieren, die mit Migräneerkrankungen zusammenhängen. Da viele dieser Genvarianten in der Nähe von oder direkt in Bereichen liegen, die das Gefäßsystem regulieren, stützen diese Erkenntnisse die Theorie, dass Störungen der Blutversorgung im Gehirn zu Migräneanfällen führen können.
Genetische Varianten untersucht
Weltweit ist jeder siebte Mensch von Migräne betroffen. Über die molekularen Ursachen der Migräne ist bislang allerdings wenig bekannt, was die Suche nach geeigneten Therapien erschwert. In der bislang weltweit größten Studie haben nun Wissenschaftler aus zwölf Ländern die DNA-Proben von 375.000 Personen aus Europa, Amerika und Australien verglichen, von denen 60.000 an Migräne litten. Von mehreren Millionen genetischen Varianten, die sie anlalysiert hatten, konnten die Forscher 38 unabhängige Genregionen im Erbgut identifizieren, die mit Migräne in Verbindung stehen.
„Interessanterweise ist von rund zehn dieser Gene bereits bekannt, dass sie in Verbindung mit Erkrankungen der Blut- und Lymphgefäße stehen“, erklärt Professor Stefan Schreiber vom Institut für Klinische Molekularbiologie an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrecht-Universität zu Köln, der an der Studie beteiligt war. Vier weitere der identifizierten Gene steuern die Aufrechterhaltung der Gefäßspannung. Somit zeigt diese Studie, dass eine Fehlregulation im Blutkreislaufsystem mit Migräne zusammenhängt. „Diese Ergebnisse ermöglichen es jetzt, personalisierte Therapien für Patientinnen und Patienten mit Migräne zu entwickeln“, so Schreiber.
Migräne muss nicht vererbt werden
Kinder von Migränepatienten haben ein im Vergleich zu Gleichaltrigen zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, ebenfalls eine Migräne zu entwickeln. Zudem haben rund 70 Prozent der von Migräne Betroffenen Eltern, Kinder oder Geschwister, die ebenfalls unter Migräne leiden. Dennoch muss auch bei einer erblichen Veranlagung die Migräne nicht auftreten. Ob eine Person eine Migräne entwickelt, hängt abgesehen von den erblichen Faktoren auch von psychologischen, sozialen und Umweltfaktoren ab. Migränepatienten sind häufig besonders empfindlich gegenüber äußeren und inneren Triggerfaktoren wie Stress, hormonellen Schwankungen oder Änderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus.
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