
Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigsten postoperativen Nebenwirkungen. – Foto: ©Kzenon - stock.adobe.com
Viele Patienten kennen das Phänomen: Nach einer Operation ist ihnen speiübel, nicht selten so stark, dass sie erbrechen müssen. Nicht die Operation selbst, sondern die Narkose ist daran schuld, wie man schon seit langem weiß. Bislang wurden Risikofaktoren wie die bisherige Narkoseverträglichkeit, das Geschlecht, der Raucher-Status und die Neigung zu Reiseübelkeit mit dem sogenannten Apfel-Score erhoben. Dieser allein kann aber nicht bei allen Patienten die postoperative Übelkeit erklären: Denn nun haben Wissenschaftlern der Universität Essen/Duisburg ein genetisches Merkmal entdeckt, das bei Betroffenen auffällig häufig vorkommt: Es handelt sich um eine Genvariante im Acetylcholin-Rezeptor M3, wie die Forscher jetzt im "British Journal of Anaesthesia" berichten.
Genetische Prädisposition begünstigt Übelkeit und Erbrechen
Eine Untersuchung an 454 Patienten brachte das Team um Dr. Stefanie Klenke auf die Spur, dass diese eine Genvariante mitverantwortlich für die postoperative Übelkeit sein kann: „Beim Auftreten von Übelkeit fanden wir weitaus häufiger eine Genvariante im Acetylcholin-Rezeptor M3“, erläutert die Anästhesiologin. Das lasse vermuten, dass der Auslöser wohl weniger im Magen als im Gehirn liege.
Der Gen-Faktor ist den Studienautoren zufolge völlig unabhängig vom Apfel-Score. „Daher kann es sein, dass Patienten, die mit dieser Methode nicht auffallen, nach einer OP speiübel ist“, so Klenke.
Prophylaxe für alle?
Um das zu verhindern, fordern die Wissenschaftler, auch Patienten, die nach dem Apfel-Score nur ein vermeintlich niedriges Risiko für postoperative Übelkeit haben, generell mit vorbeugenden Maßnahmen zu schützen. „Besser auf Nummer sicher gehen.“ Alternativ könnte auch ein Gentest vor einer Narkose durchgeführt werden. Solche genetischen Screenings werden derzeit jedoch nicht durchgeführt.
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