Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Neue Erkenntnisse zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Montag, 24. Oktober 2016 – Autor:
Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die Darmschleimhäute chronisch entzündet. Wissenschaftler konnten nun einen molekularen Hebel für das Entzündungsgeschehen ausfindig machen und hoffen auf eine neue Therapie.
Wissenschaftler haben eine Ursache für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gefunden

Wissenschaftler haben eine Ursache für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gefunden

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Allein in Deutschland sind etwa 400.000 Menschen davon betroffen. Doch eine spezifisch wirkende Therapie gibt es nicht. Bisherige Therapieoptionen bei CED unterdrücken unspezifisch Entzündungsaktivitäten und haben nicht zu vernachlässigende Nebenwirkungen, wie etwa ein erhöhtes Infektionsrisiko. Denn bislang ist nicht genau bekannt, welche Signalwege die Entzündungsaktivitäten in der Darmschleimhaut auslösen und welche sie dauerhaft aufrechterhalten.

Interleukin 22 wird von Gegenspieler ausgebremst

Einen solchen ursächlichen Signalweg scheinen nun Hamburger Forscher zusammen mit US-Kollegen von der Yale Universität gefunden zu haben. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Science“ berichten, liegt bei CED-Patienten eine Fehlregulation der so genannten IL-22-IL-22BP-Achse vor. Bei dieser Achse geht es um das Interleukin 22 (IL22), das essentiell für die Heilung der angegriffenen Schleimhäute ist, und seinen Gegenspieler, das Interleukin 22 Bindeprotein (IL-22BP). Letzteres wird gleich zu Beginn der Entzündung von CD4+ Immunzellen im Übermaß produziert, so dass das das Interleukin 22 und seine heilsame Wirkung praktisch ausgebremst wird. „Das IL-22 wird gebunden und damit außer Gefecht gesetzt, die Wundheilung kann nicht einsetzen, die Krankheit wird chronisch“, erklärt Studienleiter Prof. Samuel Huber vom Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).

Könnte weitere chronische Entzündungsprozesse erklären

Laut Huber könnte die Entdeckung ein neuer Ansatzpunkt für eine effiziente Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sein. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Substanzen, die das Bindeprotein direkt blockieren, den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen könnten“, so Huber.

Darüber hinaus hoffen die Forscher, durch die Fehlregulation der IL-22-IL-22BP-Achse, auch andere chronische entzündliche Prozesse erklären zu können. „Diese neuen Erkenntnisse werden die Erforschung anderer Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen entscheidend voranbringen“, meint Prof. Ansgar W. Lohse, Sprecher des Sonderforschungsbereichs B 841, der maßgeblich an der Studie beteiligt war.

Der Originaltitel der Arbeit lautet “A pathogenic role for T-cell derived IL-22BP in inflammatory bowel”, erschienen in der aktuelle Ausgabe von„Science“.

Foto: © reineg - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen , Morbus Chron , Autoimmunerkrankungen

Weitere Nachrichten zum Thema Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

20.04.2019

Infliximab hat einen festen Platz in der Behandlung von Morbus Crohn. Offen ist die Frage, ob der TNF-Hemmer nach längerer Remission abgesetzt werden kann. Eine Untersuchung aus Korea liefert nun Erkenntnisse zum Wiederauftreten von Krankheitsschüben.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten


Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.
Kliniken
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin