Neue Demenz Leitlinie empfiehlt Bewegung und Ginkgo

Alzheimer und Demenz vorbeugen: Aktiv bleiben und eventuell etwas Ginkgo nehmen
Noch ist nicht eindeutig wissenschaftlich nachgewiesen, ob frühe präventive Maßnahmen das Fortschreiten einer Demenz tatsächlich aufhalten können. Doch die Hinweise verdichten sich, dass eine Alzheimer-Demenz nicht allein Schicksal ist. Nicht zuletzt, weil nachhaltig wirksame Medikamente fehlen, sind in die neue medizinische Leitlinie Demenzen allerlei Empfehlungen eingeflossen, die den Lebensstil in den Blick nehmen. So wird bei ersten Anzeichen einer Demenz zu einem gesunden und aktiven Lebensstil geraten, der körperliche Bewegung und ein aktives soziales Leben mit einschließt. Auch Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht sollten im Auge behalten werden, um diesen Risikofaktoren frühzeitig medizinisch entgegenzuwirken, sagt die neue Leitlinie Demenzen.
Was dem Herz gut tut, hilft auch dem Gehirn
„Es gibt wahrscheinlich Möglichkeiten, das Risiko einer Erkrankung zu mindern“, erklärt Prof. Frank Jessen, Leitlinienkoordinator der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)DGPPN. „Als Faustregel gilt: Was dem Herz gut tut, hilft auch dem Gehirn.“ Daneben empfiehlt die neue Leitlinie psychosoziale Interventionen, etwa eine alltagsnahe kognitive Stimulation, eine individuell angepasster Ergotherapie oder gezielte körperliche Aktivitäten. Solche Trainings wirkten so gut wie Medikamente und seien als gleichrangiger zentraler Bausteine im Gesamtbehandlungsplan von Demenzerkrankungen anzusehen.
Hinweise auf eine positive Wirkung von Gingko
Unter den medikamentösen Therapien führt die Leitlinie ausdrücklich die Gruppe der Acetylcholinesterase-Hemmer auf. Memantin verbessere die Alltagsfunktion und den klinischen Gesamteindruck bei Patienten mit moderater bis schwerer Alzheimer-Demenz, heißt es. Neu ist eine positive Erwähnung der Pflanze Ginkgo biloba. Laut Leitlinie profitieren Personen mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz oder durchblutungsbedingter Demenz, die zusätzlich unter Verhaltensänderungen wie Depression oder Antriebsstörungen leiden, von dem Ginkgo-Präparat. Ansonsten stellen die Mediziner fest: Viele Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Patienten heute erhalten, seien wirkungslos.
Moderne Alzheimer Diagnostik ist ziemlich exakt
Praktisch lässt sich die neue Leitlinie so übersetzen: Versucht die Demenz, mit einem gesunden Lebensstil und vielleicht etwas Gingko aufzuhalten – auch wenn es noch keine handfesten Beweise dafür gibt. Darum wird auch die Bedeutung der Früherkennung betont. „Wenn die fachlich richtigen Methoden gewählt werden, können wir heute eine Alzheimer-Erkrankung mit einer Vorhersagestärke von 85 bis 90 Prozent prognostizieren“, sagt Prof. Jörg Schulz, Direktor des Neurologischen Universitätsklinikums in Aachen. Jeder Patient mit sicher diagnostizierten klinischen Vorzeichen sollte über die Möglichkeiten einer Frühdiagnostik aufgeklärt werden. Das Recht des Patienten auf Nichtwissen bleibe aber in jedem Fall bestehen.
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