Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und eine der häufigsten Ursachen für einen Schlaganfall. Ursache sind unregelmäßige, elektrische Signale aus den Lungenvenen, die in die Herzvorhöfe weitergeleitet werden und dort den Rhythmus des Herzschlags beeinträchtigen. Durch den unregelmäßigen Herzschlag bilden sich im linken Vorhof Thromben. Gelangen sie mit der Blutbahn ins Gehirn, kommt es zum gefürchteten Hirninfarkt.
Wenn Medikamente nicht helfen, können Ärzte die Lungenvenen mit einer Katheterablation veröden, um störenden elektrischen Signale zu unterbinden.
Lungenvenen mit Kälte verödet
Ärzte vom Universitätsklinikum Ulm haben die Methode verfeinert: Bei der sogenannten Kryoablation erfolgt die gezielte Verödung der Lungenvenen mit Kälte. Das neue Verfahren wurde nun weltweit zum ersten Mal bei drei Patienten eingesetzt.
Aufgrund von Änderungen im Aufbau erlaube der Kryoballon eine verbesserte Kontrolle der Signale aus den Lungenvenen während der Ablation und damit individueller Anpassung der Therapie, sagt Dr. Tillman Dahme, Leiter des Bereichs Elektrophysiologie an der Uniklinik Ulm. „Dadurch ist zu erwarten, dass die ohnehin bereits geringen Komplikationsraten bei der Kryoablation weiter abnehmen werden“, so der Experte. Zudem verkürze sich die Dauer des Eingriffs und die Patienten werden weniger Röntgenstrahlung ausgesetzt.
Neue Kryoballon arbeitet mit 70 °C Grad Minus
Dahme hatte den neuen Kryoballon maßgeblich mit entwickelt. Bei dem Eingriff wird der Kryoballon-Katheter mit dem aufblasbaren Ballon an der Spitze durch die Leistenvene bis in den linken Herzvorhof eingeführt. Dort wird der Ballon an der Öffnung zur Lungenvene platziert, aufgeblasen und mit einem Kühlmittel gefüllt. Die Kälte von bis zu minus 70 °C führt dazu, dass sich eine kreisförmige Narbe um die Lungenvene bildet. Dadurch wird diese elektrisch isoliert (verödet) und es gelangen keine elektrischen Störimpulse mehr von der Lungenvene in den Herzvorhof.
Behandlung kann Vorhofflimmern heilen
„Anders als die medikamentöse Therapie, kann die Kryoablation Vorhofflimmern heilen“, sagt Dahme, der die Technik nun routinemäßig einsetzen will. In den kommenden Wochen sollen außerdem weitere Eingriffe mit dem neuen Kryoballon an ausgewählten Zentren in Deutschland und Europa, später dann auch weltweit folgen.
In Deutschland sind schätzungsweise rund eine Million Menschen von Vorhofflimmern betroffen, die meisten sind älter als 60 Jahre. Laut den Ulmer Ärzten ist die Katheter-Ablation mit dem Kryoballon auch für Patientinnen und Patienten, die 75 Jahre oder älter sind, empfehlenswert. „Für diese Altersgruppe werden ebenfalls sehr gute Ergebnisse bei geringen Komplikationsraten erzielt, wie wir in einer klinischen Studie zeigen konnten“, so der Elektrophysiologe.
Foto: Universitätsklinikum Ulm