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Neue Behandlung gegen Graft-versus-Host-Disease

Sonntag, 18. Juli 2021 – Autor:
Die Graft-versus-Host-Disease ist eine lebensbedrohliche Komplikation nach einer Stammzelltransplantation. Wissenschaftler haben nun mit dem Wirkstoff Ruxolitinib einen neuen Ansatz entdeckt, der deutlich besser wirkt als die bisherige Standardtherapie.
Studie: Der Wirkstoff Ruxolitinib lindert Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantation besser als Kortison

Studie: Der Wirkstoff Ruxolitinib lindert Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantation besser als Kortison – Foto: © Adobe Stock/ Parilov

Eine Stammzelltransplantation kann Patienten mit Blutkrebs das Leben retten. Bei jedem zweiten Transplantierten kommt es jedoch in den Folgemonaten zu schweren Komplikationen: Das neue Immunsystem greift das Gewebe an und schädigt es zum Teil lebensbedrohlich. Fachleute sprechen von einer chronischen Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion oder auch Graft-versus-Host-Disease (GVHD).

Ruxolitinib besser als Kortison

Üblicherweise werden die Patienten dann mit Kortison behandelt, das das Immunsystem unterdrückt. Doch die Kortisonbehandlung schlägt oftmals nicht an. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg haben nun eine sehr viel wirksamere Alternative identifiziert: den Wirkstoff Ruxolitinib. Wie die Ergebnisse einer weltweit durchgeführten Phase-3-Studie zeigen, wirkt Ruxolitinib deutlich besser als die bisherige Standardtherapie. Die Ergebnisse der REACH-3-Studie wurden am 15. Juli 2021 im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 329 Patienten mit kortisonresistenter chronischer Graft-versus-Host-Disease behandelt. Die Behandlung mit Ruxolitinib brachte Besserung bei 50 Prozent der Patienten, die nicht auf das Kortison ansprachen. Dagegen waren es bei der bisherigen Standardtherapie mit 26 Prozent gerade einmal die Hälfte. Die Wirksamkeit von Ruxolitinib hielt außerdem länger an.

Behandlungsleitlinien werden vermutlich geändert

Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass die Studienergebnisse schon bald zu einer Änderung der Behandlungsleitlinien führen. „Die Ergebnisse unserer Studie werden die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischer GVHD weltweit verbessern. Für diese Patienten steht nun eine deutlich wirksamere Behandlungsoption als bisher zur Verfügung“, sagt Studienleiter Prof. Robert Zeiser, Leiter der Abteilung für Tumorimmunologie und Immunregulation der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Freiburg. „Mit unserer Forschung ist es uns gelungen, Stammzelltransplantationen insgesamt wesentlich sicherer zu machen“, freut sich Zeiser.

Wirksam auch bei der akuten Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion

In einer früheren Studie konnte der Experte für Tumorimmunologie bereits zeigen, dass Ruxolitinib auch bei der akuten Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion sehr wirksam ist. Die Krankheiten klingen sehr ähnlich, haben aber unterschiedliche Ursachen. Bei einer akuten GVHD richten sich die Antikörper-produzierenden B-Zellen gegen das Gewebe des Empfängers. Bei einer chronischen Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion hingegen sind es in erster Linie T-Zellen, die die Immunregulation insgesamt steuern. Sie verläuft meist langsamer als eine akute GVHD und geht meist mit einer starken Verminderung der Lebensqualität einher.

Hauptkategorie: Medizin
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