
Bauchfellkrebs galt bisher als unheilbar. – Foto: Tobilander - Fotolia
Die Diagnose Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose) stellte Mediziner bisher vor ein unlösbares Problem. Da die Karzinome meist nicht operativ entfernt werden konnten und auch auf herkömmliche Methoden der Chemotherapie kaum reagierten, galt Bauchfellkrebs weitgehend als unheilbar.
Die Lebenserwartung der Betroffenen lag daher bei unter einem Jahr. Mediziner der Charité in Berlin-Mitte haben nun ein spezielles Behandlungsverfahren entwickelt, das die Lebenserwartung der Patienten deutlich verlängert.
Warum bei Bauchfellkrebs die klassische Chemo kaum wirkt
Bauchfellkrebs entwickelt sich meist als Folge früherer Krebserkrankungen des Magens oder des Darms, die dann in den Bauchraum streuen. Eine klassische Chemotherapie war hier bisher nur begrenzt wirksam. Das Problem: Da die Substanzen, die bei der Chemotherapie das Zellwachstum der Tumore hemmen sollen, hauptsächlich in gut durchbluteten Organen wirken und das Bauchfell (Peritoneum) nur wenig durchblutet ist, konnten die Medikamente meist nicht in ausreichender Dosierung zu den Krebszellen gelangen, um dort ihre Wirkung zu entfalten.
Rückfall-Risiko reduziert
Bei der neuen Kombinationstherapie werden zunächst die vom Krebs befallenen Teile des Bauchfells und der anderen Organeoperativ entfernt. Anschließend wird die Bauchhöhle 60 Minuten lang mit einer Lösung gespült, die vorher auf über 40 Grad erhitzt wurde. Diese sogenannte Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie (HIPIC) erhöht die Wirkungsweise der Zytostatika deutlich, da Krebszellen hohe Temperaturen schlecht vertragen.
Durch das Verfahren kommt es zu einer Minderdurchblutung im Tumorgewebe und einer Schädigung der Tumore, da die Wärmebehandlung selbst bereits einen abtötenden Effekt auf die Tumorzellen besitzt. Auch können die Zytostatika durch die höhere Temperatur besser in das Gewebe eindringen. Die Summe all dieser Faktoren kann zum Absterben von Tumorzellen führen, wobei das gesunde Gewebe nicht oder nur minimal geschädigt wird.
Lebenserwartung erhöht
Durch die Kombinationstherapie wird das Risiko eines Tumor-Rückfalls reduziert. Die Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie der Charité, an der die Methode entwickelt wurde, ist jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) als Kompetenzzentrum für chirurgische Erkrankungen des Bauchfells zertifiziert worden.
Rund 20.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Bauchfellkrebs. Die meisten von ihnen haben mehrere Chemotherapielinien hinter sich, deren Wirksamkeit sich von Mal zu Mal abschwächt und deren Nebenwirkungen erheblich sind. Die neue Therapie bedeutet für die betroffenen Patienten eine längere Lebenserwartung als bisher. In Einzelfällen kann es sogar zu einer kompletten Heilung kommen.
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