Neue AOK-Website: Wer wo welche Krankheit hat

In Sachsen-Anhalt leiden gerade 226.000 oder 10,2 Prozent der Menschen an koronarer Herzkrankheit – bundesweit sind es 5,9: Ein Beispiel dafür, wie sich auf der neuen Website zur Gesundheitslage in Deutschland Krankheiten nach Regionen, Altersklassen und Geschlecht ablesen lassen. – Foto: www.krankheitslage-deutschland.de
Ich bin eine Frau aus Hamburg, 43 Jahre alt, und leide an Brustkrebs. Ich bin ein Mann aus Saarbrücken, 62, und hatte einen Herzinfarkt. Wie viele andere haben das gerade hier? Ist das typisch für meine Region, für mein Alter, für mein Geschlecht? Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Umweltbundesamt haben eine interaktive Website mit Informationen zur aktuellen Verbreitung von 18 bedeutenden Krankheiten für Deutschland freigeschaltet. Differenziert nach 96 Raumordnungsregionen wird auf „www.krankheitslage-deutschland.de dargestellt, welche Region wie stark von welchen Krankheiten betroffen ist. Die Daten dienen der Information der Bevölkerung – und der Politik. Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, sagt: „Die regionalen Kennzahlen können Landräten und Bürgermeistern helfen, ihre regionale Situation einzuordnen und Ansätze zu entwickeln, um die gesundheitliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern."
Statistische Zahlen für 18 häufige Krankheiten
Zu den 18 Erkrankungen, deren Ergebnisse auf der neuen Website abrufbar sind, gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes, Demenz und Atemwegserkrankungen. Die epidemiologischen Kennzahlen basieren auf Krankenkassen-Routinedaten und beschreiben das Auftreten von Krankheiten in Form vom dokumentierten Behandlungshäufigkeiten. Hier alle 18 Krankheiten, für die auf der Website Zahlen vorliegen:
Neurologische Erkrankungen:
- Alzheimer und andere Demenzen
Psychische Erkrankungen:
- Angst- und Belastungsstörungen
- Depressionen
- Dysthymie
Krebserkrankungen:
- Brustkrebs
- Darmkrebs
- Lungenkrebs
- Prostatakrebs
Chronische Atemwegserkrankungen:
- COPD
Akute Atemwegsinfekte:
- Untere Atemwegsinfekte
Diabetes:
- Typ-1-Diabetes
- Typ-2-Diabetes
Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
- Angina Pectoris
- Herzinsuffizienz (wegen koronarer Herzkrankheit)
- Herzinsuffizienz (wegen hypertensiver Herzkrankheit)
- Koronare Herzkrankheit
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
Mehr Frauen in Deutschland – aber mehr kranke Männer
Als grundsätzlicher Trend lässt sich an den Zahlen der Krankheitslage-Website ablesen: Je älter die Menschen werden, desto höher ist auch deren Erkrankungsrisiko. Dabei steigt die Krankheitshäufigkeit für die meisten Erkrankungen zunächst mit dem Alter moderat an. Ab 65 dann beschleunigt sich diese Entwicklung deutlich. Bei allen erfassten 18 Erkrankungen sind mehr Männer betroffen, obwohl in Deutschland etwa eine Million mehr Frauen leben. Auffällig dabei: Männer bekommen doppelt so häufig Herzinfarkte wie Frauen. Bei Frauen wiederum werden häufiger psychische Erkrankungen diagnostiziert. Neben der Betroffenheit spezifischer Bevölkerungsgruppen nach Alter, Geschlecht und Region sind hier für zahlreiche Krankheiten auch Schweregrade und das Ausmaß von Folgeerkrankungen dargestellt. Ein Beispiel: Sehbeeinträchtigungen, Nervenerkrankungen oder Amputationen infolge von Diabetes („Zuckerkrankheit“).
Krankheitslagebild: Große regionale Unterschiede
Beim Krankheitslagebild für Deutschland lassen sich deutliche regionale Unterschiede ablesen. Ein Beispiel: die koronare Herzkrankheit – eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, die zu Herzinsuffizienz oder zum Herzinfarkt führen kann. In München leiden nur 4,0 Prozent der Bevölkerung an dieser Krankheit, in Sachsen-Anhalt dagegen mit 10,2 Prozent zweieinhalbmal so viele. Grundsätzlich ist diese chronische Herzkrankheit vor allem in den ostdeutschen Flächenländern ein Problem. Geringe Werte verzeichnen Bayern und Baden-Württemberg, aber auch die Stadtstaaten Hamburg und Berlin.
Mehr Alte oder Raucher: Das macht regionale Unterschiede
„Die regionalen Unterschiede der Krankheitshäufigkeiten sind auch durch demographische Faktoren erklärbar“, sagt WIdO-Vizechef Schröder. „Sie haben ihre Ursache in unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsstrukturen der regionalen Bevölkerung." Zudem hänge das Auftreten von Erkrankungen auch mit krankheitsspezifischen Risikofaktoren zusammen. So sei Lungenkrebs bei Männern um mehr als 60 Prozent häufiger als bei Frauen: „Das ist angesichts eines höheren Raucheranteils unter Männern keine Überraschung."
Zahlen für aktive Gesundheitspolitik auf lokaler Ebene
In das jetzt online gestellte Rechenwerk zur Beurteilung der Krankheitslage in Deutschland speist sich aus einer Vielzahl von Daten aus vielfältigen Quellen. Hierzu zählen neben den Auswertungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK auch Befragungsstudien oder die Todesursachenstatistik. Anspruch des neuen Angebots ist es, einen Beitrag für ein umfassendes Bild der gesundheitlichen Situation in Deutschland, die Gestaltung einer zielgerichteten Gesundheitspolitik sowie die Planung von Versorgungs- und Präventionsangeboten zu leisten. WIdO-Geschäftsführer Schröder sagt: „Die Analyse zur Krankheitslage in Deutschland kann vor Ort helfen, Handlungsansätze zu identifizieren, die der Verbesserung der Gesundheitssituation und damit auch der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger dienen.“
Link zur Website „Krankheitslage Deutschland".