Neue Antikörper Lecanemab verlangsamt kognitiven Abbau bei Alzheimer

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Ein neuer Antikörper scheint das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit und damit den kognitiven Verfall zu verlangsamen. Das zeigen klinische Studien. Doch es gibt auch Sicherheitsbedenken. Die Studiendaten zu Lecanemab wurden jetzt im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht. In einer Phase-3-Studie hatte das Präparat den kognitiven und funktionellen Rückgang um 27 Prozent reduziert, berichtet der Hersteller.
Die Studie wurde von März 2019 bis März 2021 an 235 Standorten in Nordamerika, Europa und Asien durchgeführt. Sie umfasste 1.795 Erwachsene im Durchschnittsalter von 71 Jahren mit leichter kognitiver Beeinträchtigung aufgrund einer beginnenden Alzheimer-Krankheit oder einer leichten Alzheimer-bedingten Demenz. Etwa die Hälfte der Teilnehmer erhielt nach dem Zufallsprinzip Lecanemab, das alle zwei Wochen intravenös verabreicht wurde, und die anderen erhielten ein Placebo.
Neue Antikörper Lecanemab verlangsamt kognitiven Abbau bei Alzheimer
Die Teilnehmer in beiden Gruppen hatten zu Beginn der Studie einen Demenz-Wert (CDR-SB-Score) von etwa 3,2. Nach 18 Monaten stieg der CDR-SB-Score in der Lecanemab-Gruppe um 1,21 Punkte, verglichen mit 1,66 in der Placebo-Gruppe. Der Antikörper Lecanemab verlangsamt also den kognitiven Abbau bei Alzheimer. "Signifikante Unterschiede zeigen sich bereits nach sechs Monaten", sagte Dr. Christopher van Dyck, Autor der Studie und Direktor des Yale Alzheimer's Disease Research Center.
Der monoklonale Antikörper Lecanemab wirkt durch die Bindung an Beta-Amyloid, das am Krankheitsgeschehen beteiligt ist. Zu Beginn der Studie betrug der durchschnittliche Amyloid-Spiegel der Teilnehmer 77,92 Zentiloide in der Lecanemab-Gruppe und 75,03 Zentiloide in der Placebo-Gruppe. Nach 18 Monaten sank der durchschnittliche Amyloidspiegel in der Lecanemab-Gruppe um 55,48 Centiloide und stieg in der Placebo-Gruppe um 3,64 Centiloide.
14 Prozent der Teilnehmer hatten unerwünschte Nebenwirkungen
Etwa 6,9 Prozent der Studienteilnehmer in der Lecanemab-Gruppe brachen die Studie aufgrund von Nebenwirkungen ab, verglichen mit 2,9 Prozent in der Placebo-Gruppe. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei bei 14 Prozent der Teilnehmer in der Lecanemab-Gruppe und bei 11,3 Prozent derTeilnehmer in der Placebo-Gruppe auf.
Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Kopfschmerzen und Stürze. Außerdem Reaktionen auf die intravenösen Infusionen und Anomalien in der Bildgebung (ARIA), die Hirnschwellungen und Hirnblutungen anzeigen. Das erklärte Dr. Marwan Sabbagh, Autor der Studie und Professor am Barrow Neurological Institute. Er fügte hinzu, dass sich solche Ereignisse innerhalb von Monaten auflösten.
Sechs Todesfälle in der Arznei-Gruppe
ARIA-Hirnblutungen wurden bei 17,3 Prozent der Patienten, die Lecanemab erhielten, und bei 9 Prozent der Patienten in der Placebogruppe beobachtet; ARIA-Gehirnschwellungen wurden bei 12,6 Prozent mit Lecanemab und 1,7 Prozent mit Placebo dokumentiert. Die Häufigkeit von ARIA schien bei Menschen mit einem Gen namens APOE4 höher zu sein, das das Risiko für Alzheimer und andere Demenz-Erkrankungen erhöht.
Es gab sechs Todesfällen in der Lecanemab-Gruppe und sieben in der Placebo-Gruppe. Sie standen nicht mit Lecanemab oder ARIA in Zusammenhang, schreiben die Forscher. Andere Wissenschaftler sehen das kritischer. Nach einem Bericht des Magazins Science starb eine 65-jährige Alzheimer-Patienten unter Lecanemab nach einem Schlaganfall an einer Gehirnblutung. Sie litt aber an einer Gefäßkrankheit, die das begünstigte. Nun gilt es alle Sicherheitsbedenken auszuräumen. Bis Ende März 2023 soll die Zulassung des Medikaments in den USA beantragt werden.