Neu zugelassene Kombitherapie verbessert Prognose bei metastasiertem Melanom

Wirkt zusammen besser: Die neue BRAF-MEK-Inhibition aus Frankreich erhöht die Heilungschancen für Patienten mit fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs
Bis vor wenigen Jahren zählte das metastasierte Melanom zu den tödlichsten Krebserkrankungen überhaupt. Kaum ein Patient lebte noch ein Jahr nach der Diagnose. Seit Einführung der zielgerichteten Medikamente und Immuntherapien vor etwa acht Jahren hat sich das Blatt gewendet: Heute liegt das mediane Überleben bei zwei bis drei Jahren und die Chancen auf eine Heilung sind enorm gestiegen.
Im September ist nun eine neue Kombinationstherapie aus der Gruppe der zielgerichteten Medikamente in Europa für das nicht-resezierbare oder metastasierte Melanom zugelassen worden: der BRAF-Inhibitor Encorafenib und der MEK-Inhibitor Binimetinib des französischen Pharmaunternehmen Pierre Fabre.
Die orale Therapie kann Patienten verabreicht werden, die eine nachgewiesene Mutation im BRAF-Gen haben. Diese Mutationen werden hauptsächlich durch UV-Licht ausgelöst und betreffen in Deutschland knapp die Hälfte aller Melanom-Patienten.
Gesamtüberleben beträgt knapp drei Jahre
Mit einer durchschnittlichen Überlebenszeit von knapp drei Jahren (33,6 Monaten) und einer progressionsfreien Zeit von 14,6 Monaten spielt die Kombinationstherapie in der Top-Liga der neuen Medikamente. Das geht aus den Daten der Zulassungsstudie Columbus hervor, die am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wurden. Danach schnitt das neue Duo aus Frankreich doppelt so gut ab wie Vemurafenib: Der erste zugelassene BRAF-Inhibitor für das fortgeschrittene Melanom erzielte in der vergleichenden Studie ein medianes Gesamtüberleben von nur 16,9 Monaten erzielte und der Tumor schritt schon nach 7,3 Monaten weiter fort.
Kombi besser als BRAF-Inhibition alleine
„Das sind schon sehr gute Ergebnisse“, kommentierte Prof. Dirk Schadendorf vom universitären Hauttumorzentrum Essen die klinischen Daten zur neuen Kombitherapie aus Encorafenib (Handelsname BRAFTOVI®) und + Binimetinib (MEKTOVI®), „die einmal mehr die Überlegenheit von Kombinationstherapien untermauern.“
Die neue BRAF-MEK-Inhibitor-Kombination unterscheidet sich vor allem in pharmakologischer Hinsicht von den bisherigen zielgerichteten Substanzen: Encorafenib weist in biochemischen Untersuchungen eine hohe Verweildauer von mehr als 30 Stunden am mutierten BRAFV600E-Protein auf – im Gegensatz zu 2 Stunden bei Dabrafenib und 0,5 Stunden bei Vemurafenib. „Die besonderen pharmakologischen Eigenschaften, die zu einer nachhaltigen Inhibition des MAPK-Signalwegs führen, stellen eine mögliche Erklärung für die gute therapeutische Wirkung dar, wie sie auch in der Zulassungsstudie COLUMBUS beobachtet wurde“, erläuterte Prof. Axel Hauschild, Leiter der Arbeitsgruppe Dermatologische Onkologie an der Universitäts-Hautklinik Kiel. Dabei sei die Therapie gut verträglich gewesen.
Erwartbare Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen waren vergleichbar mit anderen Präparaten dieser Substanzklassen. Am häufigsten traten Übelkeit (44 %), Diarrhö (38 %), Erbrechen (32 %), Fatigue (29 %) und Arthralgie (28 % auf. Die Abbruchrate aufgrund von unerwünschten Ereignissen sei mit 15 Prozent gering gewesen, erläuterte Hautkrebsspezialist Dirk Schadendorf. „Insgesamt ist das Verträglichkeitsprofil gut handhabbar und die Daten verdeutlichen, dass eine lange Behandlungsdauer bei hoher Dosisintensität möglich ist.“