
Allergiker reagieren auf harmlose Stoffe wie Gräserpollen – Foto: supertramp8 - Fotolia
Die Forscher um Dr. Petra Bacher und Prof. Alexander Scheffold von der Arbeitsgruppe Zelluläre Immunologie an der Charité Universitätsmedizin und am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum konnten zeigen, wie die Toleranz gegen den größten Teil der aus der Luft aufgenommenen harmlosen Fremdstoffe im Menschen aufrecht erhalten wird.
Körpereigene T-Zellen erkennen für den Organismus ungefährliche Bestandteile unserer Atemluft wie Pflanzenpollen oder Hausstaubmilben und unterdrücken aktiv allergische Reaktionen. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um eine spezialisierte Population von T-Zellen, die sogenannten regulatorischen T-Zellen (Tregs).
Natürliches Schutzsystem gegen Allergien entdeckt
Deren wichtigste Aufgabe ist es, unerwünschte Immunreaktionen aktiv zu unterdrücken. Bisher wurde vermutet, dass Tregs hauptsächlich körpereigene Bestandteile erkennen, um diese so vor dem Angriff anderer Zellen des Immunsystems zu schützen. Sie stellen aber auch ein natürliches Schutzsystem gegen Allergien dar.
Allerdings weist der Treg-Schutzwall bei Gesunden wie bei Allergikern kleine Lücken auf. Das heißt, einige Proteine werden weniger gut erkannt als andere. Eine Analyse der allergieauslösenden (Th2) Zellen ergab, dass diese genau gegen die wenigen ungeschützten Proteine gerichtet sind, die den Treg-Schutz gezielt unterlaufen.
Gezielte Impfungen gegen Allergien
Auch wenn nicht klar ist, warum sich bei manchen Patienten gegen die ungeschützten Proteine eine Allergie entwickelt - hier spielen vermutlich genetische und Umweltfaktoren eine Rolle -, geben diese Ergebnisse Anlass zur Hoffnung. Die Kenntnis, dass Allergiker sehr wohl über einen effektiven Schutzmechanismus gegen den Großteil potentieller allergener Substanzen aus der Luft verfügen, kann zum Beispiel für Impfungen genutzt werden, um die wenigen Lücken gegen die Allergene gezielt zu schließen.
Auch für viele andere Krankheiten, die durch eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen eigene Körperbestandteile verursacht werden, wie Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose oder chronische Darmentzündungen, können auf dieser Basis möglicherweise neue Therapiestrategien entwickelt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Cell veröffentlicht.
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