Nationale Kohorte: Big Data an der Charité
Die Erforschung und Prävention von Volkskrankheiten steht im Mittelpunkt der Nationalen Kohorte-Studie, die unter dem Motto „Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft“ steht. In den kommenden 30 Jahren sollen dafür rund 200.000 Menschen an insgesamt 18 Studienzentren untersucht werden. Drei davon befinden sich in Berlin. Am Freitag wurde nun das Studienzentrum der Charité am Campus Berlin Mitte eröffnet. 10.000 Berliner zwischen 20 und 69 Jahren sollen dort in den nächsten Jahren medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt werden. Die Untersuchungen sollen am 1. Oktober beginnen. Für die Studie kann man sich nicht bewerben. Das Studienzentrum wählt die Teilnehmer aus der Adressdatenbank der Einwohnermeldeämter nach dem Zufallsprinzip aus.
Nationale-Kohorte-Teilnehmer bekommen einen kostenlosen Check-Up
Auf Big Data, also die Verarbeitung riesiger Datenmengen, sei man gut vorbereitet, hieß es seitens der Charité. Jetzt müssten nur noch die Berliner mitmachen. »Der Erfolg der Studie steht und fällt mit dem Engagement der Bevölkerung“, sagte Professor Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité. Jeder einzelne Teilnehmer trage mit dazu bei, die Erforschung der Volkskrankheiten voran zu bringen. Auch Charité-Projektkoordinator Privatdozent Dr. Thomas Keil ermunterte zur Teilnahme: „Wenn man das Glück hat, für diese Studie ausgewählt zu werden, erhält man bei uns im Studienzentrum ein umfangreiches Untersuchungsprogramm.“
Bei dem kostenlosen Check-Up werden zum Beispiel Zuckerwerte, Blutdruck und Lungenfunktion gemessen und verschiedene Blutwerte ermittelt. Einige der Teilnehmer erhalten zusätzlich eine 3D-Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Ganzkörper-Kernspintomographie. Die Charité betonte, alle Untersuchungen seien freiwillig und die Studienteilnehmer würden auf Wunsch über die Untersuchungsergebnisse informiert. Nach fünf Jahren erfolge die nächste Untersuchung mit identischem Programm. Eine Behandlung ist in dem Programm nicht enthalten.
Schwerpunkt sind Menschen mit Migrationshintergrund
Einen besonderen Schwerpunkt wollen die Berliner Forscher auf Menschen mit Migrationshintergrund legen. Berlins Staatssekretär für Bildung, Jugend und Wissenschaft Dr. Knut Nevermann sagte bei der Eröffnungsfeier, ein Migrationshintergrund könne die Chance beeinträchtigen, eine adäquate medizinische Behandlung zu erhalten. Bei Frauen sei das Risiko gesundheitlicher Belastungen besonders groß, etwa durch ungünstige Arbeitsbedingungen, Anforderungen durch die Familie oder Anpassung an eine fremde Kultur.
Ziel des Vorhabens ist, die Gesundheitssituation in Deutschland langfristig zu verbessern. „Risikofaktoren von Volkskrankheiten zu identifizieren, Wege einer wirksamen Prävention aufzuzeigen und Möglichkeiten der Früherkennung zu entwickeln, gehören zu den größten Herausforderungen in der Medizin. Daher sind die Zuwendungen im Sinne von Vorsorge und Therapie bestens angelegtes Steuergeld“, sagte Berlins Forschungssenatorin Cornelia Yzer anlässlich der Eröffnung. Die groß angelegte Gesellschaftsstudie wird durch den Bund, die beteiligten Länder und die Helmholtz-Gemeinschaft mit insgesamt 210 Millionen Euro finanziert. Fünf Millionen Euro will die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung dazugeben.
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