Nasenballon hilft Kindern mit Paukenerguss im Ohr

Kinder unter zehn Jahren leiden besonders häufig an Ohrenentzündungen – Foto: Manuel Tennert - Fotolia
Eine häufige Erkrankung bei Kindern unter zehn Jahren ist die Mittelohrentzündung. In der Folge kann sich Flüssigkeit im Mittelohr sammeln, es entsteht ein Unterdruck, das Trommelfell zieht sich ein. Dieser so genannte Paukenerguss führt zu einem Druckgefühl und beeinträchtigt das Hörvermögen.
Forscher der University of Southampton haben in einer Studie getestet, ob der Nasenballon helfen kann. Wie Studien-Autor Ian Williamson erklärte, würden Behandlungen mit Antibiotika, Antihistaminika, abschwellenden Nasentropfen oder intranasalen Steroiden den Paukenerguss nicht beseitigen und hätten überdies Nebenwirkungen. Sie könnten daher nicht empfohlen werden.
An der Studie nahmen 320 Kinder im Alter von 4 und 11 Jahren aus 43 Hausarztpraxen in Großbritannien teil, die nach einer zurückliegenden Mittelohrentzündung an einem Paukenerguss in einem oder beiden Ohren litten. Eine Gruppe wurde wie üblich behandelt, die andere nutzte über ein bis drei Monate drei Mal am Tag den Nasenballon.
Nasenballon hilft bei Paukenerguss
Dabei bläst das Kind durch jeweils ein Nasenloch in ein kleines Röhrchen - das andere Nasenloch wird zugehalten - und bläst so einen Ballon auf. Durch den erhöhten Naseninnendruck soll die Verbindung zwischen Nase und Ohr wieder geöffnet, die Paukenhöhle belüftet und das Hörvermögen verbessert werden. Ergebnis: Bei 47,3 Prozent der Kinder, die den Nasenballon nutzten, war nach einem Monat der normale Mittelohrdruck wiederhergestellt, aber nur bei 35,6 Prozent der Kinder in der Kontrollgruppe
Drei Monate später betrug die Rate 49,6 Prozent zu 38,3 Prozent. Die Kinder in der Studiengruppe waren mehr Tage symptomfrei. Im ersten Monat machten 89 Prozent in der Nasenballon-Gruppe ihre Übungen, nach drei Monaten waren es noch 80 Prozent. Der Nasenballon sei eine einfache und kostengünstige Behandlungsoption für Kinder im Schul-Alter, die an einem Paukenerguss litten. Sie helfe auch, den überflüssigen Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, so das Fazit der Studie.
Paukenröhrchen verbessern Hörvermögen
Eine weitere gängige Methode, um den Paukenerguss zu beseitigen, ist das operative Einlegen von Paukenröhrchen. Eine im Fachmagazin Pediatrics erschienene Meta-Studie meldet indes Zweifel an der Wirksamkeit an. Darin wurden 1.665 Kinder mit chronischer oder rezidivierender Mittelohrentzündung und Paukenerguss erfasst. Eine Gruppe erhielt das Röhrchen, die andere nicht. Nach ein bis drei Monaten hatte sich das Hörvermögen in der Röhrchen-Gruppe im Vergleich zu den unbehandelten Kindern um 9,1 Dezibel verbessert. Wurden den kleinen Probanden zusätzlich die Rachenmandeln entfernt, betrug der Unterschied sogar 10 Dezibel.
Zwei Jahre nach dem Einlegen der Paukenröhrchen gab es in puncto Hörvermögen allerdings keinen Unterschied mehr zwischen beiden Gruppen. Der Erguss war anscheinend auch ohne Eingriff spontan abgeheilt. Bei Kindern mit wiederkehrender Otitis media könnte das Röhrchen die Zahl der Episoden senken, vermuten die Forscher, eindeutige Nachweise dafür fanden sie nicht.
HNO-Experte empfiehlt Nasenballon statt Paukenröhrchen
Therapie-Indikationen für das Röhrchen seien vor allem Verzögerungen in der Sprachentwicklung und bleibende Schäden am Mittelohr, das sagte Prof. Heinrich Iro, Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Erlangen, in der Ärztezeitung. Ansonsten gelte: „Keine Paukenröhrchen bei ansonsten gesunden Kindern mit einer einmaligen Episode eines Paukenergusses über weniger als drei Monate.“ In dem Fall sollten die kleinen Patienten dreimal täglich den Nasenballon nutzen, um so die Tube zu belüften.
Foto: Manuel Tennert/fotolia.com