
Vollkornprodukte und Äpfel enthalten viel Spermidin – Foto: ©photophonie - stock.adobe.com
Wer mit der Nahrung viel Spermidin zu sich nimmt, könnte damit Alterungsprozessen entgegenwirken und die gesunde Lebensspanne verlängern. Zu dem Ergebnis kam ein internationales Forschteam untere Federführung der Medizin Uni und der Universität Innsbruck.
Im Rahmen des Projekts VASCage wird unter anderem untersucht, inwieweit Nahrungsbestandteile in der Lage sind, Einfluss auf Entzündungs- und Alterungsprozesse zu nehmen. Für die aktuelle Studie wurden Gesundheitsdaten von 829 Probanden sowie spezifische Diätfragebögen zur Berechnung der Nahrungsaufnahme ausgewertet.
Überlebensvorteil durch Spermidin beträgt 5 Jahre
Teilnehmer, die über die Ernährung viel Spermidin aufnehmen - also mindestens 80 µmol (Mikromol) Spermidin pro Tag - wiesen ein deutlich geringeres Risiko auf, im 20-jährigen Beobachtungszeitraum zu versterben. "Der Überlebensvorteil von spermidinreicher im Vergleich zu spermidinarmer Ernährung (<60 µmol pro Tag) beträgt rund fünf Jahre", erklärt Studien-Autor Raimund Pechlaner in einer Pressemitteilung.
Damit konnte der aus verschiedenen Modellorganismen bereits bekannte Einfluss nun erstmals beim Menschen gezeigt werden. Der Gehalt von Spermidin, das in hoher Konzentration in Samenflüssigkeit sowie in anderen Körperzellen vorkommt und auch von bestimmten Darmbakterien produziert wird, nimmt im Lauf des Lebens ab.
Vollkornprodukte, Salat und Äpfel enthalten viel Spermidin
Dieser Entwicklung kann durch eine Ernährung mit spermidinreichen Lebensmitteln wie Keimgemüse, Erbsen, Vollkornprodukten, Äpfeln, Salat, Pilzen, Nüssen, Kartoffeln oder gereiftem Käse entgegengewirkt werden, erläutern die Innsbrucker Forscher.
Umgelegt auf die individuelle Nahrungsmittelzufuhr würde man sich mit beispielsweise zwei Portionen Vollkornbrot, zweimal Salat und einem Apfel auf dem täglichen Speiseplan im oberen Drittel der Spermidineinnahme wiederfinden.
Ernährung mit viel Spermidin bremst Alterungsprozesse
Die Ernährung mit viel Spermidin bremst Alterungsprozesse durch einen einfachen Mechanismus: Sie beruht auf seiner Fähigkeit, Autophagie anzuregen. Bei diesem, auch durch Fasten ausgelösten Selbstreinigungsprozess der Zellen, werden fehlerhafte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile abgebaut und verwertet. Weil die Autophagie im Alter an Effizienz verliert, kommt es zu krankheitsrelevanten Ablagerungen in den Zellen, die wiederum zu Demenz, Diabetes, Tumoren und Atherosklerose führen können.
"Die vermehrte Aufnahme von Spermidin signalisiert der Zelle, den Selbstreinigungsprozess zu starten und schützt damit vor Ablagerungen und vorzeitiger Alterung", sagt der Neurologe Stefan Kiechl, der an der Medizin Uni Innsbruck mit Johann Willeit die Gesamtleitung von VASCage inne hat. Die aktuelle Studie erschien im Fachmagazin AJCN. Weitere Untersuchungen, die das Ergebnis untermauern sollen, sind bereits angelaufen.
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