Nächtliches Kribbeln in den Fingern? Was auf das Karpaltunnelsyndrom deutet

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Das sogenannte Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Gründe für einen handchirurgischen Eingriff. Ursache sind eingeklemmte Nerven. Etwa jeder sechste Erwachsene ist betroffen. In der Regel verstärken sich die Symptome schleichend. Viele Betroffene nehmen in der Frühphase ein nächtliches Kribbeln in den Fingerspitzen wahr
Die Nerven-Kompression kann dauerhafte Schäden auslösen, warnen die Handchirurgen des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden in einer Pressemitteilung. Und bei stärkerer Ausprägung können alltägliche Aktivitäten einschränkt werden, da die betroffenen Nerven Bewegung und das Gefühl der Hände vermitteln.
Tastsinn und Fingerfertigkeit verloren
Bei der Dresdnerin Maria E. wurde aus der nächtlichen Störung, die sich mit dem Ausschütteln der Hand abstellen ließ, ein Taubheitsgefühl in den Fingern. Schließlich hielt dieses Handicap über mehrere Tage an. Tastsinn und Fingerfertigkeit gingen verloren oder waren eingeschränkt. Der Kellnerin fielen Gläser aus der Hand, so dass ihr andere Aufgaben übertragen werden mussten.
Nach der Diagnose "Karpaltunnelsyndrom" wurde sie operiert. Das Kribbeln und die Taubheitsgefühle sind verschwunden. Oberarzt Dr. Martin Schreiber rät, bei den ersten Symptomen rechtzeitig zum Arzt zu gehen: "Die Nervenstränge werden von Blutgefäßen begleitet. Sorgt der Druck im verengten Karpaltunnel für eine Unterbrechung des Blutstroms, besteht die Gefahr, dass die von ihnen versorgten Nervenfasern absterben."
Was auf das Karpaltunnelsyndrom deutet
"Die rechtzeitige Beratung durch eine Chirurgin beziehungsweise einen Chirurgen mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie ist wichtig, um sich möglichst viele Behandlungsoptionen zu erhalten", ergänzt Prof. Adrian Dragu, Direktor für Plastische- und Handchirurgie am OUPC des Dresdener Uniklinikums.
Es gibt einen einfachen Test: Die Patienten drücken ihre Hände vor der Brust gegeneinander. Fängt es nach wenigen Minuten an, in den Fingerspitzen zu kribbeln, ist das ein Hinweis auf das Karpaltunnelsyndrom. Ein Neurologe kann diese Vermutung durch die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bestätigen.
Konservative Therapie mit einer Handgelenksschiene
Bei allen leichten bis mittelschweren Krankheitsfällen ist die konservative Therapie der beste Weg. Dabei wird das Handgelenk nachts mit einer speziellen Schiene fixiert. Geht mit der Einengung des Nervs eine Entzündung einher, ist Kortison eine Option. Ärzte können das Medikament ins Handgelenk spritzen oder Tabletten verordnen.
Rühren die Beschwerden von einer übermäßigen Belastung her - etwa beim Bau durch die Arbeit an stark vibrierenden Geräten oder in der Gastronomie durch häufiges Tragen schwerer Lasten - muss die Hand unbedingt geschont werden, um eine weitere Überbeanspruchung zu vermeiden.
Operation mit der Lupenbrille
Sollten konservative Therapiemethoden nicht den gewünschten Erfolg haben, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. Er erfolgt in der Regel ambulant bei örtlicher oder regionaler Betäubung und dauert häufig nicht länger als 20 Minuten.
Es handelt sich um einen mikrochirurgischen Eingriff, der unter Lupenbrillenvergrößerung und nur von Handchirurgen vorgenommen werden sollte, um auch kleinste Nervenfasern während der Operation erkennen und schonen zu können.
Der Gewebestrang, der die zur Hand führenden Nerven umgibt, wird bei der OP über mehrere Zentimeter vollständig durchtrennt und dadurch der Nervenkanal erweitert. Der dazu notwendige Schnitt ist nach der Wundheilung kaum noch zu sehen. Nach der OP muss die Hand zwei Wochen geschont werden. Danach treten in der Regel keine Einschränkungen mehr auf.