Nachtschichten erhöhen Sterblichkeitsrisiko

Nachtschichten belasten die Gesundheit. – Foto: Tom Bayer - Fotolia
Schichtarbeit belastet Körper und Psyche stark – das zeigen immer mehr Studien. Vor allem Nachtschichten setzen der Gesundheit zu. Anhand der Daten von über 70.000 Krankenpflegerinnen, die an der Nurses‘ Health Study (NHS) teilgenommen hatten, analysierte ein internationales Forscherteam nun, ob Nachtschichten die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen und das allgemeine Mortalitätsrisiko erhöhen. Das Ergebnis: Regelmäßige Nachtschichten über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren steigern das Sterblichkeitsrisiko durch kardiovaskuläre Erkrankungen und Lungenkrebs.
Nachtschichten erhöhen Entzündungsreaktionen
Im Vergleich mit Frauen, die nie Nachtschichten verrichteten, hatten die Krankenpflegerinnen, die mindestens fünf Jahre lang wechselnde Nachtschichten leisten mussten, ein um elf Prozent erhöhtes allgemeines Sterblichkeitsrisiko. Vor allem das Risiko für Herzinfarkte erhöhte sich durch die Schichtarbeit. Andere Risikofaktoren wie Alkoholkonsum, hohes Alter, Rauchen, wenig Bewegung oder Übergewicht wurden in der Studie berücksichtigt. Am höchsten war die Mortalitätsrate bei Krankenpflegerinnen mit mehr als 15 Jahren Schichtarbeit.
Die Ergebnisse bestätigen frühere Hinweise auf die schädlichen Auswirkungen von Schicht- und Nachtarbeit auf die Gesundheit und die allgemeine Lebenserwartung. Erklären lässt sich der Zusammenhang zwischen Nachtschichten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch verschiedene biologische Mechanismen. So aktiviert nächtliches Arbeiten das Nervensystem, und es kommt verstärkt zu Entzündungsreaktionen und einer Veränderung des Fett- und Zuckerstoffwechsels. Daraus folgt dann eine höhere Wahrscheinlichkeit für Arteriosklerose und deren Auswirkungen.
Erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu sterben – auch bei Nichtraucherinnen
Für Krebserkrankungen konnten die Forscher zunächst kein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko feststellen. Doch bei einer genaueren Analyse zeigte sich, dass Frauen, die mehr als 15 Jahre lang Nachtschichten leisteten, ein leicht erhöhtes Risiko hatten, an Lungenkrebs zu sterben. Dies galt auch für Nichtraucherinnen. Den Zusammenhang erklären sich die Studienautoren damit, dass dem Hormon Melatonin eine Anti-Tumor-Wirkung zugeschrieben wird. Es wirkt antioxidativ und antientzündlich, und möglicherweise wirkt sich ein Mangel an Melatonin, wie er bei Nachtschichten auftritt, auf die Häufigkeit von Krebserkrankungen aus.
In den Industrienationen arbeiten bis zu 20 Prozent der Beschäftigten irgendwann in ihrem Leben im Schichtbetrieb. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes arbeiten in Deutschland 8,5 Prozent der Beschäftigten regelmäßig in der Nacht. Nachtschichten kommen besonders häufig bei Gesundheitsberufen vor.
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