Nachsorge nach Schlaganfall noch mangelhaft
Bundesweit gibt es mittlerweile mehr als 250 zertifizierte Stroke-Units. In den spezialisierten Einheiten wird alles menschenmögliche dafür getan, dass die Patienten ihren Schlaganfall überleben. Mit Erfolg: Eine Untersuchung belegt, dass durch die Einführung der Stroke-Units neun Prozent weniger Patienten an einem Schlaganfall sterben oder eine schwere Behinderung davontragen. „Deutschland hat sicher die beste Akutversorgung der Welt und auch bei der anschließenden Rehabilitation sind wir vorbildlich“, sagt der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie Prof. Hans Diener. Doch in der Nachsorge bestünden noch erhebliche Defizite. „Es fehlen integrierte Versorgungsstrukturen, die langfristig die Betreuung der Patienten und vor allem deren Therapietreue sicherstellen“, sagt Diener mit Blick auf die 70 Prozent der Patienten, die mit leichten bis schweren Behinderungen weiterleben müssen.
Nach dem Schlaganfall ist vor dem Schlaganfall
Ein WHO-Bericht zeigt, dass bei 50 Prozent aller chronisch Kranken– zu denen auch Schlaganfallpatienten gehören - schon nach kurzer Zeit die Therapietreue nachlässt. Das heißt, Tabletten werden nicht mehr eingenommen, Hilfsmittel nicht mehr genutzt und gute Vorsätze wie Abnehmen und Nicht-Rauchen vergessen. Last but not least werden auch Ärzte nicht mehr aufgesucht. Experten sprechen von nachlassender Compliance. Und die kann schwere Konsequenzen haben. Diener: „Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, gehören zu einer Hochrisikogruppe. Jeder dritte Patient erleidet einen weiteren Schlaganfall.“
Nachsorge mit Ehrenamtlichen
Damit Schlaganfallpatienten im Alltag nicht alleine gelassen werden, hat die Deutsche Schlaganfall-Hilfe ehrenamtliche Helfer ausgebildet und in Nordrhein-Westfalen sechs Monate lang in den „Dienst“ geschickt. In einem Pilotprojekt wurde untersucht, wie sie Betroffenen nützen können. Die Auswertung der Studie durch die Hochschule für Gesundheit Bochum fällt rundum positiv aus: Demnach trägt der Einsatz der ehrenamtlichen Schlaganfall-Helfer zu einer besseren Lebensqualität von Betroffenen und ihrer Angehörigen bei, die emotionale Belastung nimmt tendenziell ab. Die Schlaganfall-Hilfe hofft nun, das Modellprojekt könnte Schule machen. Dazu brauche es aber strukturelle Voraussetzungen und vor allem Geld, so ein Sprecher.
Foto: © Minerva Studio - Fotolia.com