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Nach Zeckenstich immer Antibiotika geben?

Donnerstag, 13. Januar 2022 – Autor:
Sollten nach einem Zeckenstich immer Antibiotika gegeben werden? Nicht bei jedem Biss werden Borrelien übertragen, die eine bakterielle Infektion auslösen können. Chinesische Wissenschaftler haben die Vorteile untersucht.
Sollte nach einem Zeckenstich in jedem Fall ein Antibiotikum gegeben werden?

– Foto: Adobe Stock/andriano_cz

Sollten nach einem Zeckenstich immer Antibiotika gegeben werden? Nicht bei jedem Biss werden Borrelien übertragen, die eine bakterielle Infektion auslösen können. Chinesische Wissenschaftler von der Kunming Medical University haben die Vorteile im Rahmen einer Meta-Studie untersucht. Sie wurde im Fachmagazin BMC Infectious Diseases veröffentlicht.

Dafür werteten sie bereits vorliegende Analysen aus. Daran nahmen Patienten teil, die 72 Stunden nach einem Zeckenstich keine klinischen Hinweise auf eine Lyme-Borreliose aufwiesen.

56 von 3.766 Patienten bekamen Borreliose

Die Patienten in den Interventionsgruppen erhielten entweder eine 10-tägige Behandlung mit oralen Antibiotika (Amoxicillin, Penicillin, Tetracyclin), eine Einzeldosis 200 mg orales Doxycyclin oder eine topische antibiotische Behandlung mit Azithromycin.

Insgesamt umfasste die Analyse sechs randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 3.766 Patienten. 56 Patienten erkrankten in der Folge an Borreliose, bei 55 von ihnen trat ein Erythema migrans (Wanderröte) auf, in einem Fall kam es zu einer disseminierten Lyme-Borreliose.

Risiko reduzierte sich um bis zu 72 Prozent

Bei den Patienten in den Antibiotika-Gruppen betrug die Erkrankungs-Rate 0,4 Prozent versus 2,2 Prozent bei den Patienten in den Kontrollgruppen, das Risiko reduzierte sich also durch die Antibiose um 62 Prozent.

Wertete man die Antibiotika getrennt aus, so kam die 200-mg-Einzeldosis Doxycyclin auf eine Risiko-Reduktion von 71 Prozent und die 10-tägige Behandlung mit oralen Antibiotika auf 72 Prozent. Bei topischen Antibiotika lag die Risiko-Reduktion bei 27 Prozent.

Nach Zeckenstich immer Antibiotika geben?

Laut den Forschern stützen die verfügbaren Beweise die prophylaktische Verwendung von Antibiotika zur Vorbeugung der Borreliose nach einem Zeckenstich und die Vorteile einer Einzeldosis Doxycyclin, aber es bedürfe weiterer Untersuchungen.

Das US-amerikanische CDC (Centers of Disease Control and Prevention) empfiehlt eine Einzeldosis Doxycyclin wenn der Zeckenstich in einem Gebiet auftrat, wo die Lyme-Borreliose-Häufigkeit hoch ist oder mehr als 20 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert sind, wenn die Zecke als erwachsenes Tier oder schwarzbeinige Nymphe zu erkennen war, die Zecke mehr als 36 Stunden gesaugt hat (ausgehend vom wahrscheinlichen Zeitpunkt der Exposition oder der Schwellung des Zeckenleibs), die Behandlung binnen 72 Stunden nach der Entfernung der Zecke beginnen kann, und der Patient keine Kontraindikation für Doxycyclin hat.

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