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Nach TIA: Experten empfehlen Aspirin plus Clopidogrel

Montag, 21. Januar 2019 – Autor:
Nach einem Mini-Schlaganfall, einer sogenannten transitorisch ischämischen Attacke (TIA), ist das Risiko für einen schwereren Schlaganfall groß. Fachgesellschaften empfehlen jetzt Aspirin und Clopidogrel zur Schlaganfallprophylaxe. Die Kombinationstherapie sollte möglichst schon innerhalb der ersten 24 Stunden beginnen.
duale Plättchenhemmung, Aspirin, Clopidogrel

Aspirin allin reicht nicht: Experten empfehlen duale Plättchenhemmung nach Mini-Schlaganfall

Transitorisch ischämische Attacken (TIA) gelten als Vorboten eines Schlaganfalls. Patienten bekommen dann in der Regel Aspirin verschrieben, um gefährliche Blutgerinnsel, die zum Schlaganfall führen können, zu verhindern. Doch die Behandlung mit Acetylsalicylsäure alleine scheint angesichts des xtrem hihen Schlaganfallrisikos nicht ausreichend zu sein. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) empfehlen nun, Aspirin mit Clopidrogrel zu kombinieren. Beide Medikamente sind Blutplättchenhemmer, die sich in ihrer Wirkung offenbar ergänzen.

DGN und DSG folgen damit einer vor kurzem im BMJ publizierten Praxisempfehlung an, wonach die duale Plättchenhemmung mehr Schlaganfälle verhindert als Aspirin alleine.

Studie belegt Vorteile der dualen Plättchenhemmung

Grundlage für die Praxisempfehlung ist eine Studie eine im August im New England Journal of Medicine (NEJM) publizierte, randomisiert-kontrollierte Studie [2]. Sie zeigte, dass die Kombination von Aspirin und Clopidrogrel der derzeit üblichen Aspirin-Monotherapie im Hinblick auf die Rezidivprophylaxe, also dem Vermeiden eines Folge-Schlaganfalls, überlegen ist. Die Studie wurde sogar vorzeitig beendet, nachdem 84 Prozent der ursprünglich vorgesehenen Patienten eingeschlossen worden waren. Es zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt bereits ein klarer Vorteil für die Kombinationstherapie ab. So erlitten in der Studiengruppe, die Aspirin und Clopidrogrel erhalten hatte, nur 121 von 2.432 Patienten ein größeres ischämisches Folgeereignis. In der Gruppe, die nur Aspirin und ein Scheinmedikament eingenommen hatte, jedoch 160 von 2.449 Patienten. Die Autoren führen das auf eine synergistische Wirkung beider Substanzen zurück, da Aspirin und Clopidrogrel die Thrombozytenaggregation auf unterschiedliche, sich ergänzende Weisen behindern.

Sofort mit Therapie beginnen

„Im Klartext heißt das, dass durch die kombinierte Einnahme von Aspirin und Clopidrogrel deutlich mehr Folge-Schlaganfälle verhindern werden können, und zwar bei vertretbaren Risiken wie einem leicht erhöhten Blutungsrisiko“, erläutert der DSG-Vorsitzende Professor Armin Grau. Er fügt hinzu: „Die Kombinationstherapie sollte mindestens 24 Stunden nach dem Einsetzen der ersten Schlaganfallsymptome erfolgen und über zehn bis 21 Tageandauern.“

Die Empfehlung wird auch in Kürze Eingang in der Leitlinie Sekundärprävention des Schlaganfalls der DGN finden. Laut deren Sprecher Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener gilt die Empfehlung auch für die Zeit nach leichteren Schlaganfällen, die einer TIA ähneln. „Die Vorbeugung ist gerade bei Patienten, die vermeintlich gut weggekommen sind, von besonders großer Bedeutung“, kommentiert er die neuen Erkenntnisse zur dualen Plättchenhemmung.

Bei einem Schlaganfall kommt es aufgrund eines Blutgerinnsels zu einem Verschluss oder einer Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes. Das entsprechende Hirnareal wird dann nicht genügend mit Sauer- und Nährstoffen versorgt. Es ist dann entscheidend, die Blutgerinnsel mit Medikamenten möglichst schnell aufzulösen und eine weitere Verklumpung von Blutplättchen zu verhindern. Unter einer solchen Behandlung können sich die neurologischen Ausfälle bei leichten Schlaganfällen zurückbilden, bei einer transitorischen ischämischen Attacke sogar innerhalb von 24 Stunden.

Foto: pixabay

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha
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