Nach Herzinfarkt: Implantierter Monitor kann gefährliche Komplikationen vorhersagen

Schweren Komplikationen in der Zeit nach einem überstandenen Herzinfarkt können sich durch oft symptomlose Rhythmusstörungen ankündigen. – Foto: AdobeStock/alex_aldo
Ein implantierter Herzmonitor erkennt bei Patienten nach überstandenem Herzinfarkt mehr Vorboten gefährlicher Komplikationen als die herkömmliche Nachsorge. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
Herzinfarkt: So wird der Schaden taxiert
Den Schaden, den ein Infarkt im Herzmuskel angerichtet hat, messen Kardiologen anhand der sogenannten Auswurffraktion: Das ist der Anteil Blut, den die linke Herzkammer pro Schlag in den Körperkreislauf auswirft – gemessen an der vollen Leistung des gesunden Herzes. Liegt der Wert unterhalt von 35 Prozent, gilt der Herzmuskelschaden als groß und Komplikationen wie bösartige Rhythmusstörungen sind häufig. Diesen Patienten wird deshalb vorbeugend ein Defibrillator implantiert, der im Falle von gefährlichen Arhythmien Stromstöße abgibt und das Herz wieder in den Takt bringt.
Mildere Infarkte: Besonders viele Komplikationen
Anders verhält es sich in der großen Gruppe von Patienten, bei denen der Schaden sich eher im mittleren Bereich bewegt. Diese Gruppe kommt nach Einschätzung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) nicht in den Genuss spezifischer Präventionsmaßnahmen, obwohl sie die ähnlich nötig hätte wie die schweren Fälle. „Die Herzleistung dieser Patienten ist noch relativ gut“, sagt Professor Axel Bauer, Kardiologe an der Medizinischen Universität Innsbruck. Und doch: „Die überwiegende Mehrzahl tödlicher und nicht-tödlicher Komplikationen nach einem Infarkt tritt bei der großen Gruppe von Patienten mit einer Auswurffraktion von über 35 Prozent auf.“
Mini-Monitor soll Rhythmusstörungen erkennen
Was kann man tun, damit im Rahmen der Infarkt-Nachsorge bei mittelschweren Fällen bessere Prävention konkret geleistet werden kann? Diese Frage inspirierte Wissenschaftler des DZHK zu einer Studie, deren Ergebnisse jetzt veröffentlich wurden. Im Rahmen dieser Studie erforschten sie, ob implantierbare Monitore solche frühen Herzrhythmusstörungen bei Patienten mit mittlerer Herzleistung erkennen können. Denn aus früheren Studien weiß man, dass schweren Komplikationen oft symptomlose Rhythmusstörungen vorausgehen können, die in der konventionellen Nachsorge nicht auffallen. Für die Studie pflanzten sie Infarktpatienten einen daumennagelgroßen Monitor unter die Haut. Im Fokus der Studie standen solche Patienten, die nach einem überstandenen Infarkt eine Auswurffraktion zwischen 36 und 50 Prozent und Störungen der Herzsteuerung durch das autonome Nervensystems aufwiesen.
Mit Mini-Monitor: Fünfmal so viele Komplikationen entdeckt
Und so lief die Studie ab: Die insgesamt 400 Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Studiengruppe wurde mit dem implantierten Mini-Herzmonitor telemedizinisch überwacht, die Kontrollgruppe erhielt die normale Nachsorge. In der Monitorgruppe entdeckten die Forscher innerhalb von 21 Monaten bei 60 Patienten vordefinierte schwere Rhythmusereignisse, in der Kontrollgruppe nur bei 12 Patienten. Die Erfolgsquote bei der Suche nach Komplikationen war damit fünfmal so hoch wie in der Kontrollgruppe, die eine konventionelle Nachsorge erhielt.
„Sensibles Instrument für kontinuierliche Risikoüberwachung“
Da Infarktpatienten mit mittelschweren Organschäden offenbar ein ähnliches Komplikationsrisiko haben wie Patienten mit starken Schäden des Herzens, fordert Studienleiter Bauer für diese Gruppe eine genauso intensive Nachsorge: „Unsere Studie unterstützt den Einsatz von implantierten Herzmonitoren bei Hochrisikopatienten nach einem Herzinfarkt mit mäßig reduzierter Auswurffraktion und kardialer autonomer Dysfunktion als sensibles Instrument für eine kontinuierliche Risikoüberwachung.“