Multiple Sklerose: Intervalltraining erweist sich als sinnvoll
Sport kann sich positiv auf neurodegenerative Prozesse auswirken – das haben bereits mehrere Studien gezeigt. Daher wird auch bei Multipler Sklerose (MS) seit längerem zu einem moderaten Bewegungstraining geraten. Von intensivem Sport – falls die Patienten dazu überhaupt in der Lage sind – wurde bislang allerdings meistens abgeraten. Eine Studie von Forschern des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Universitätsklinik Köln, Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin, konnte jedoch zeigen, dass ein kurzes, aber intensives Training bei MS durchaus sinnvoll sein kann. Ein hoch-intensives Intervalltraining - ein Wechsel zwischen Extrembelastung und Erholung – kann demnach nicht nur die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen steigern, sondern eventuell auch die Funktion der Blut-Hirn-Schranke verbessern und entzündlichen Prozessen im Hirn und Rückenmark entgegenwirken.
Ausdauertraining hatte positive Auswirkungen auf das Gehirn
Schon vor einigen Jahren konnten Professor Wilhelm Bloch und Dr. Philipp Zimmer die positiven Effekte eines Ausdauertrainings im Wasser auf die neurodegenerativen Prozesse bei Multipler Sklerose zeigen. In ihrer neueren Studie untersuchten sie nun die Wirkung eines hochintensiven Intervalltrainings (HIT) im Vergleich zu einem moderateren Ausdauertraining (CT).
„Unsere HIT-Gruppe absolvierte dreimal pro Woche ein Intervalltraining auf dem Fahrradergometer, kurz und intensiv, das heißt, fünf Belastungsintervalle von jeweils drei Minuten mit je 90 Sekunden Pause dazwischen“, erklärte Zimmer. Im Gegensatz dazu trainierte die CT-Gruppe fünfmal pro Woche eine halbe Stunde auf dem Fahrradergometer mit moderater, konstanter Belastung. Bloch erläuterte: „Das Training der Interventionsgruppe war zwar deutlich belastungsintensiver, andererseits hatten die Probanden aber mehr Zeit für die physiologische Umsetzung des Trainingsreizes.“
Intervalltraining könnte Entzündungsreaktionen abschwächen
Tatsächlich verbesserte sich die kognitive Leistungsfähigkeit der MS-Patienten in beiden Gruppen, in der HIT-Gruppe allerdings stärker als in der CT-Gruppe. „In der Interaktion zeigte sich, dass das HIT mit Blick auf das verbale Gedächtnis deutlich überlegen war. Die HIT-Gruppe zeigte bessere Ergebnisse beim Erinnerungsvermögen und der Konzentrationsfähigkeit als die CT-Gruppe“, so Zimmer.
Besonders interessant: Bei der Untersuchung verschiedener Biomarker stellte die Wissenschaftler darüber hinaus fest, dass bestimmte Botenstoffe, sogenannte Matrix-Metalloproteasen (MMPs), die die Blut-Hirn-Schranke schwächen, durch intensives Training in ihrer Konzentration abnahmen. „Bei der MS gibt es eine einfache Formel: Je weniger Entzündung im ZNS, desto weniger Schäden am Gehirn. Umso weniger Schübe, desto besser für den Betroffenen“, erklärte Bloch. „Unsere Hypothese mit Blick auf die MMPs war, dass eine Trainingsintervention das MMP-Niveau verringern kann, dadurch die Blut-Hirn-Schranke dichter wird, weniger Inflammationen im Gehirn ankommen und somit weniger zentrale Entzündung auftritt“, sagte Zimmer. Nach Angabe der Autoren konnte die Studie diese Annahme bestätigen.
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