Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Multiple Sklerose: Intervalltraining erweist sich als sinnvoll

Samstag, 26. Mai 2018 – Autor: Anne Volkmann
Nicht alle MS-Patienten sind schwer betroffen und viele sind durchaus in der Lage, Sport zu treiben. Häufig sind sie jedoch verunsichert, wieviel Belastung sie sich zumuten dürfen. Nun hat eine Studie gezeigt, dass ein hoch-intensives Intervalltraining sich sogar positiv auf die Erkrankung auswirken kann.
Multiple Sklerose und Sport, Intervalltraining bei MS

Sportliche Aktivität kann sich positiv auf den Verlauf einer MS auswirken – Foto: ©Ivan Kurmyshov - stock.adobe.com

Sport kann sich positiv auf neurodegenerative Prozesse auswirken – das haben bereits mehrere Studien gezeigt. Daher wird auch bei Multipler Sklerose (MS) seit längerem zu einem moderaten Bewegungstraining geraten. Von intensivem Sport – falls die Patienten dazu überhaupt in der Lage sind – wurde bislang allerdings meistens abgeraten. Eine Studie von Forschern des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Universitätsklinik Köln, Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin, konnte jedoch zeigen, dass ein kurzes, aber intensives Training bei MS durchaus sinnvoll sein kann. Ein hoch-intensives Intervalltraining - ein Wechsel zwischen Extrembelastung und Erholung – kann demnach nicht nur die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen steigern, sondern eventuell auch die Funktion der Blut-Hirn-Schranke verbessern und entzündlichen Prozessen im Hirn und Rückenmark entgegenwirken.

Ausdauertraining hatte positive Auswirkungen auf das Gehirn

Schon vor einigen Jahren konnten Professor Wilhelm Bloch und Dr. Philipp Zimmer die positiven Effekte eines Ausdauertrainings im Wasser auf die neurodegenerativen Prozesse bei Multipler Sklerose zeigen. In ihrer neueren Studie untersuchten sie nun die Wirkung eines hochintensiven Intervalltrainings (HIT) im Vergleich zu einem moderateren Ausdauertraining (CT).

„Unsere HIT-Gruppe absolvierte dreimal pro Woche ein Intervalltraining auf dem Fahrradergometer, kurz und intensiv, das heißt, fünf Belastungsintervalle von jeweils drei Minuten mit je 90 Sekunden Pause dazwischen“, erklärte Zimmer. Im Gegensatz dazu trainierte die CT-Gruppe fünfmal pro Woche eine halbe Stunde auf dem Fahrradergometer mit moderater, konstanter Belastung. Bloch erläuterte: „Das Training der Interventionsgruppe war zwar deutlich belastungsintensiver, andererseits hatten die Probanden aber mehr Zeit für die physiologische Umsetzung des Trainingsreizes.“

Intervalltraining könnte Entzündungsreaktionen abschwächen

Tatsächlich verbesserte sich die kognitive Leistungsfähigkeit der MS-Patienten in beiden Gruppen, in der HIT-Gruppe allerdings stärker als in der CT-Gruppe. „In der Interaktion zeigte sich, dass das HIT mit Blick auf das verbale Gedächtnis deutlich überlegen war. Die HIT-Gruppe zeigte bessere Ergebnisse beim Erinnerungsvermögen und der Konzentrationsfähigkeit als die CT-Gruppe“, so Zimmer.

Besonders interessant: Bei der Untersuchung verschiedener Biomarker stellte die Wissenschaftler darüber hinaus fest, dass bestimmte Botenstoffe, sogenannte Matrix-Metalloproteasen (MMPs), die die Blut-Hirn-Schranke schwächen, durch intensives Training in ihrer Konzentration abnahmen. „Bei der MS gibt es eine einfache Formel: Je weniger Entzündung im ZNS, desto weniger Schäden am Gehirn. Umso weniger Schübe, desto besser für den Betroffenen“, erklärte Bloch. „Unsere Hypothese mit Blick auf die MMPs war, dass eine Trainingsintervention das MMP-Niveau verringern kann, dadurch die Blut-Hirn-Schranke dichter wird, weniger Inflammationen im Gehirn ankommen und somit weniger zentrale Entzündung auftritt“, sagte Zimmer. Nach Angabe der Autoren konnte die Studie diese Annahme bestätigen.

Foto: © Ivan Kurmyshov - Fotolia.com

Weitere Nachrichten zum Thema Multiple Sklerose

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin