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MS und Übergewicht: Antidiabetika können helfen

Freitag, 1. April 2016 – Autor:
Bei Patienten, die gleichzeitig unter Multipler Sklerose (MS) und Übergewicht leiden, können Antidiabetika offenbar zu einer Reduktion entzündlicher Herde im Zentralen Nervensystem führen. Das haben argentische Forscher in einer Studie nachgewiesen.
MS und Übergewicht

Antidiabetika können bei übergewichtigen MS-Patienten Herde zum Verschwinden bringen – Foto: Minerva Studio - Fotolia

Schon lange weiß man, dass stark übergewichtige Menschen ein erhöhtes Risiko haben, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Forscher vermuten, dass dies an entzündungsfördernden Signalen aus dem Fettgewebe liegt. Da Menschen mit Übergewicht häufig auch gleichzeitig an Diabetes erkrankt sind, erhalten viele von ihnen Antidiabetika. Argentinische Forscher konnten nun zeigen, dass bei Patienten, die sowohl an Multipler Sklerose als auch am metabolischen Syndrom leiden, eine Behandlung mit den Antidiabetika Metformin oder Pioglitazon gadolinumanreichernde Herde und T2-Läsionen im ZNS zurückgehen lässt.

Antidiabetika lassen bei MS entzündliche Herde verschwinden

Schon vor einigen Jahren hatte eine Studie gezeigt, dass das Medikament Pioglitazon die Nervenzellen vor dem Zerfall durch die bei MS entstehenden Entzündungen bewahren kann. Ein Forscherteam um Laura Negrotto vom Institute for Neurological Research in Buenos Aires hat nun die Wirkung von zwei Antidiabetika an 50 adipösen MS-Patienten mit metabolischem Syndrom untersucht.

Für die Studie nahmen 20 der MS-Patienten täglich zwischen 850 und 1500 mg/d Metformin ein, zehn Patienten erhielten 15 bis 30 mg Pioglitazon. Weitere 20 Teilnehmer dienten als Kontrollgruppe und erhielten kein Antidiabetikum. Bereits nach einem halben Jahr zeigte sich gegenüber den Kontrollprobanden sowohl in der Metformin- als auch in der Pioglitazongruppe ein signifikanter Rückgang der Zahl neuer oder sich vergrößernder T2-Läsionen. Nach zwei Jahren war die Anzahl der Läsionen unter Metformin von 2,5 zu Studienbeginn auf 0,5 gesunken, unter Pioglitazon von 2,3 auf 0,6. Auch die gadoliniumangereicherten Herde hatten sich unter Metformin von 1,8 auf 0,1, unter Pioglitazon von 2,2 auf 0,3 reduziert.

Auch die Zahl der entzündungsfördernden Interferon-gamma- und Interleukin-17-produzierenden Zellen war bei den Patienten der Metformingruppe signifikant gefallen. Bei Patienten, die mit Pioglitazon behandelt worden waren, sank die Zahl der IL-6- und Tumornekrosefaktor(TNF)-sezernierenden Zellen. Gleichzeitig war unter beiden Antidiabetika die Anzahl regulatorisch wirkender T-Zellen gestiegen.

Übergewicht und Diabetes führen zu Entzündungsreaktionen in den Zellen

Bei beiden Antidiabetika sanken auch die Leptinwerte im Serum, während die Adiponektinspiegel anstiegen. Leptin ist ein Hormon, dem eine Schlüsselrolle im Zusammenspiel zwischen Metabolismus und Immunsystem zugeschrieben wird. Die erhöhten Leptinspiegel stießen bei den Teilnehmern offenbar entzündliche Reaktionen an, während das Adiponektin antientzündliche Eigenschaften zeigte.

Offenbar begünstigen Übergewicht und Diabetes Entzündungsreaktionen in den Zellen, die durch die Behandlung mit den Antidiabetika zurückgehen. Und da Entzündungen entscheidend zur MS-Aktivität beitragen, wäre hier ein positiver Einfluss der Medikamente auch in der Theorie plausibel.

Foto: © Minerva Studio - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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