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MS Patienten profitieren von einer initial aggressiven Therapie

Sonntag, 14. November 2021 – Autor:
Mit einer krankheitsmodulierenden Immuntherapie kann heute meist die Rate an MS-Schüben gesenkt werden. Nun deuten Daten aus Skandinavien daraufhin, dass eine frühe aggressive Therapie bessere Ergebnisse bringt als eine moderate Therapie, die nur bei Verschlechterung intensiviert wird.
Multiple Sklerose: Kohortenstudie zeigt Vorteile einer initial aggressiven Therapie auf

Multiple Sklerose: Kohortenstudie zeigt Vorteile einer initial aggressiven Therapie auf – Foto: © Adobe Stock/ Krakenimages.com

Die Multiple Sklerose verläuft meist schubförmig. Die Behandlung eines akuten Schubes besteht in der medikamentösen Unterdrückung der Entzündung mit Kortisonpräparaten. Bilden sich die neurologischen Symptome danach nicht zurück, schreiten die Behinderungen im Verlauf der Jahre fort. Krankheitsmodulierende Medikamente (DMT/„disease-modifying therapy“) können die Schubrate senken, müssen aber meist dauerhaft eingenommen werden.

Intensiv versus moderat

Derzeit noch unbeantwortet ist die Frage, wie intensiv die antientzündlichen Immuntherapien anfangs sein sollten. Eher aggressiv oder her moderat? Letzteres würde bedeuten, dass die Therapie nur bei Verschlechterung intensiviert wird.

Registerdaten aus Schweden und Dänemark legen nun nahe, dass eine frühe aggressivere Therapie die Zunahme des Behinderungsgrads besser verhindert als eine moderate Therapie. Während in Schweden MS-Patienten initial mit eine aggressive Therapie behandelt, geht Dänemark den anderen Weg. In der Kohorten-Studie mit insgesamt mehr als 5.000 MS-Patienten wurden die unterschiedlichen Therapiestrategien nun miteinander verglichen. Im Ergebnis ging die schwedische Behandlungsstrategie gegenüber der dänischen mit 29 Prozent weniger Behinderungs-Zunahme einher.

Therapie besser aggressiv beginnen

„Diese Ergebnisse zeigen recht deutlich, dass eine frühzeitig begonnene hocheffektive bzw. ‚stärkere‘ DMT gegenüber den mild bis moderat wirkenden Substanzen die Zunahme des Behinderungsgrades besser verzögern kann“, so Prof. Ralf Gold von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. „Die Strategie mit mildem Beginn und späterer Eskalation der Therapie war hier klar unterlegen.“

Der schwedische Weg führte auch nicht zu mehr Nebenwirkungen. Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen waren in beiden Ländern mit 34,5 Prozent und 33,8 Prozent (Dänemark) vergleichbar hoch. „Wir brauchen jetzt große randomisierte Studien, welche die Ergebnisse dieser großen skandinavischen Observationsstudie prospektiv überprüfen und herausfinden, welche Patientinnen und Patienten von einer mild-moderaten und welche von der aggressiven DMT profitieren“, fordert der Bochumer MS-Experte.

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). In Deutschland leiden über 250.000 Menschen an MS; die meistens erhalten die Erstdiagnose zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

Hauptkategorie: Medizin
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