MRT-Kontrastmittel Gadolinium sicher
Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das MRT-Kontrastmittel Gadolinium von seiner Trägersubstanz lösen und im Gehirn ablagern kann. Seither wird das Thema lebhaft diskutiert, und viele Patienten sind verunsichert. Vor allem Patienten mit Multipler Sklerose (MS) sind über die Kontrastmittelablagerungen beunruhigt, da bei ihnen im Verlauf der Jahre meist mehrere MRTs durchgeführt werden. Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) erklären nun, dass sie gadoliniumhaltige MRT-Kontrastmittel weiterhin für sicher halten.
Zwar hätten Studien tatsächlich Ablagerungen von Kontrastmitteln in speziellen Hirnarealen gezeigt, doch ein Krankheitsbild oder Symptome seien darauf bisher nicht zurückzuführen, so die KKNMS in einer Pressemitteilung. Zudem sei das in der MRT-Untersuchung eingesetzte gadoliniumhaltige Kontrastmittel, verglichen mit anderen in der radiologischen Diagnostik eingesetzten Mitteln, als äußerst sicher einzustufen. Schwerwiegende Nebenwirkungen durch Gadolinium kämen nur bei 0,03 Prozent der Patienten vor.
Kontrastmittel nicht bei jedem MRT nötig
Die Experten von KKNMS und DMSG empfehlen daher, auch weiterhin Kontrastmittel einzusetzen. „Der Einsatz von Kontrastmitteln im Rahmen der Erstuntersuchung liefert nicht nur für die Diagnosestellung wichtige Informationen, sondern auch im Hinblick auf mögliche Differentialdiagnosen, d.h. andere in Frage kommende Erkrankungen. Ein Verzicht auf Kontrastmittel könnte hier zu einer verzögerten Diagnosestellung und, damit verbunden, zur verzögerten Initiierung einer effektiven Behandlung führen“, so Professor Carsten Lukas, Neurologe und Radiologe an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied der Taskforce Bildgebung des KKNMS.
Während der Einsatz von Kontrastmitteln in der Phase der Diagnosestellung unerlässlich ist, kann jedoch unter bestimmten Voraussetzungen auf die Gabe im Verlauf der Erkrankung verzichtet werden. KKNMS und DMSG raten Ärzten dazu, generell den Einsatz von Kontrastmitteln, insbesondere bei Verlaufsuntersuchungen, genau zu prüfen. Dies gilt für zuweisende Ärzte ebenso wie für jene, die das MRT durchführen. Professor Mark Mühlau, Neurologe an der TU München und ebenfalls Mitglied der Task Force Bildgebung des KKNMS, betont: „Nicht jeder klinische Schub muss durch eine kontrastmittelunterstützte MRT-Untersuchung gesichert werden. Auch bedarf nicht jede Verlaufsuntersuchung der Kontrastmittelgabe.“
Unterschiede zwischen den Kontrastmitteln
Bisherige Studienergebnisse lassen vermuten, dass zwischen den derzeit in Deutschland verfügbaren Kontrastmitteln Unterschiede im Hinblick auf mögliche Ablagerungen existieren. „Die sogenannten zyklischen Kontrastmittel scheinen sich weniger als lineare oder gar nicht abzulagern, sodass unserer Meinung nach der Substanzklasse der zyklischen gadoliniumhaltigen Kontrastmittel der Vorzug zu geben ist. Wir haben begonnen, diese Vorgehensweise in den am KKNMS beteiligten Studienzentren umzusetzen“, so Professor Bernhard Hemmer, Vorstandssprecher des KKNMS und Mitglied des Vorstands des Ärztlichen Beirats der DMSG.
Ein MRT (Magnetresonanztomographie oder auch Kernspintomographie) ist bei Multipler Sklerose wichtig, um Menge und Ausprägung der Läsionen im Gehirn und Rückenmark zu erkennen. Dabei wird den Patienten meist ein Kontrastmittel verabreicht, um entzündliche Areale besser sichtbar zu machen. Das Mittel wird den Patienten in die Vene gespritzt und verteilt sich dann im Körper, unter anderem auch im Gehirn. Nicht angewendet werden dürfen Kontrastmittel bei einer Allergie oder einer Niereninsuffizienz.
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