MRT ermöglicht Frühdiagnose von Mukoviszidose
Jedes Jahr kommen in Deutschland 300 bis 400 Kinder mit Mukoviszidose zur Welt. Fehler an einer bestimmten Stelle im Erbgut lassen die Sekrete in Lunge und Verdauungstrakt austrocknen und führen zu schweren Funktionsstörungen von Lunge, Bauchspeicheldrüse Leber und Darm. Je früher die Diagnose gestellt wird und die Behandlung beginnt, desto länger lassen sich Lungenschäden und Komplikationen hinauszögern. Bislang standen zur Diagnostik nur die Computertomographie, die mit einer hohen Strahlenbelastung verbunden ist, und die Lungenspiegelung unter Vollnarkose zur Verfügung. Heidelberger Wissenschaftler konnten jetzt aber zeigen, dass ein MRT ebenso zuverlässig frühe Veränderungen in der Lunge aufzeigt, lange bevor die ersten Symptome auftreten. Der Vorteil: Das Bildgebungsverfahren kommt ganz ohne Strahlenbelastung und Vollnarkose aus und ist somit schonender für die Kinder.
Frühe Lungenveränderungen sind noch reversibel
In ihrer Studie hatten die Wissenschaftler um Professor Dr. Marcus Mall, Leiter des Mukoviszidose-Zentrums am Universitätsklinikum Heidelberg, 50 Kindern im Alter von wenigen Monaten bis zu sechs Jahren untersucht. Für die 20-minütige MRT-Untersuchung bekamen die Kinder ein leichtes Schlafmittel verabreicht – damit die Bilder nicht verwackeln. Eine MRT-Untersuchung, so die Wissenschaftler, zeige unter anderem Schleimpfropfen, frühe Gewebeschäden und Veränderungen in der Durchblutung der Lunge an. Auch ansonsten schwer zu diagnostizierende Lungenentzündungen sowie der Heilungsprozess nach der Therapie seien gut zu erkennen. „Das ist ein Durchbruch für die Frühdiagnose und Therapie dieser angeborenen Lungenerkrankung", kommentiert Professor Dr. Marcus Mall das strahlenfreie Bildgebungsverfahren. Im Frühstadium seien diese Veränderungen oftmals noch reversibel, „während bei älteren Kindern bereits irreversible Veränderungen der Atemwege sichtbar werden", so Mall.
Mukoviszidose: auch Therapieerfolge lassen sich mittels MRT überprüft
Den Wissenschaftlern zufolge eignet sich die schonende MRT-Untersuchung auch, um die Wirksamkeit neuer und vorbeugender Therapien in klinischen Studien zu überprüfen. So läuft derzeit am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) unter Heidelberger Federführung die weltweit erste Studie zur Wirksamkeit einer präventiven Inhalationstherapie mit hypertoner Kochsalzlösung bei Säuglingen mit Mukoviszidose. In der Studie wird die MRT zur Beurteilung der Therapieeffekte herangezogen. „Inhalieren Erwachsene mit Mukoviszidose eine hypertone Kochsalzlösung, verbessert sich die Befeuchtung des Schleims, dieser kann leichter abgehustet werden und es kommt zu einer Besserung der Lungenfunktion“, erklärt Mall die eigentlich simple Therapie. „Bei frühem Therapiebeginn im Säuglingsalter hoffen wir auf einen vorbeugenden Effekt.“ Für die betroffenen Kinder wäre eine präventive Therapie, die zumindest das Fortschreiten der Erkrankung deutlich hinauszögern könnte, ein Segen. Mukoviszidose ist unheilbar, die Lebenserwartung liegt heute bei knapp über 40 Jahren.
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