
Die Larve der Wachsmotten, die Bienenstöcke befällt, kann Plastik verdauen – Foto: wahrenberg92 - Fotolia
Ihre Ergebnisse veröffentichten sie im Fachmagazin in Current Biology. Es geht dabei um eine Raupe der Wachsmotte. „Wir haben festgestellt, dass die Larve dieses gewöhnlichen Insekts, Galleria mellonella, in der Lage ist, einen der härtesten, belastbarsten und am meisten verwendeten Kunststoffe zu verdauen: Polyethylen", sagt Federica Bertocchini vom Institut für Biomedizin und Biotechnologie von Kantabrien in Spanien.
Bertocchini und ihre Kollegen machten die Entdeckung ganz zufällig, nachdem sie bemerkt hatten, dass Plastiktüten, in die sie die Wachsschnecken-Larven entsorgt hatten, schnell mit Löchern durchsetzt wurden. Die Würmer brauchten nur 40 Minuten, um erste Löcher in eine PE-Tüte zu fressen.
Raupe frisst und verdaut Plastik
Bei einem weiteren Experiment füllte das Team hundert Wachswürmer in eine Plastiktüte. Nach zwölf Stunden hatten die Kleinstlebewesen 92 Milligramm davon verschlungen. Die Forscher zeigten, dass die Wachsmotten-Larven nicht nur den Kunststoff aufnahmen, sondern auch das Polyethylen chemisch in Ethylenglykol umwandelten. Enzyme in ihrem Verdauungstrakt müssen dafür verantwortlich sein.
Obwohl Wachsmotten-Laven normalerweise kein Plastik fressen würden, vermuten die Forscher, dass ihre Fähigkeit ein Nebenprodukt ihrer natürlichen Gewohnheiten ist. Denn Wachsmotten legen ihre Eier in Bienenstöcke. Die Würmer schlüpfen und wachsen auf Bienenwachs und ernähren sich auch davon.
Plastik ähnliche Zusammensetzung wie Bienenwachs
„Bienenwachs besteht aus einer sehr vielfältigen Mischung von Lipidverbindungen, einschließlich Alkanen, Alkenen, Fettsäuren und Estern." Insgesamt ähnelt die chemische Zusammensetzung dem Polyethylen. „Wachs ist ein Polymer, eine Art natürliches Plastik und hat eine chemische Struktur, die nicht unähnlich zu Polyethylen ist", sagt Bertocchini.
2015 hatten die gleiche Forschergruppe gezeigt, dass Mehlwürmer (Plodia interpunctella) Polystyrol fressen und mit Hilfe ihrer Darmbakterien verdauen können. Dieser Kunsstoff wird beispielsweise für Verpackungen von Take-Away-Mahlzeiten verwendet. Der Vorgang dauerte allerdings mehrere Wochen.
Lösung für Plastikmüll-Problem?
Wenn die molekularen Details des Prozesses geklärt sind, sagen die Forscher, dass sie verwendet werden könnten, um eine biotechnologische Lösung für die Umwandlung von Polyethylenabfällen zu entwickeln. Das Recycling ist so aufwändig, dass der meiste Plastikmüll in Deponien landet oder Ozeane, Flüsse und die Umwelt verschmutzt. Jährlich werden Tüten in einer Menge von 60 Millionen Tonnen Plastik produziert.
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